City Bound – was ist das?
Wenn in der klassischen Erlebnispädagogik die Austragungsorte und Angebote (Bergwandern, Klettern, Skitouren, Höhlenbegehungen, Floss und Kanufahren, Fahrradfahren, Segeln usw.) als Mittel oder Medien verstanden werden, so kann man bei City Bound (Erlebnispädagogik in der Großstadt) wohl die Großstadt selbst als das Medium bezeichnen. Während die klassische Erlebnispädagogik in der Natur stattfindet und ihren Schwerpunkt in der physischen und psychischen Auseinandersetzung mit derselben hat, setzt City Bound auf die Auseinandersetzung mit der Großstadt als Medium und Lerninhalt, der in erster Linie soziale Herausforderungen bereithält.
City Bound ist die logische Weiterführung von Erlebnispädagogik, die im Zuge von wachsenden Städten im letzten Jahrhundert vermehrt vor dem Problem der Alltagsübertragung stand. Es ist schön, wenn Jugendliche eine Woche in die Natur fahren und dort klettern, zelten, Lagerfeuer machen und kooperative Abenteuerspiele spielen. So eine Woche ist ein tolles Erlebnis und hat neben der Selbsterfahrung und der Naturerfahrung hoffentlich auch gezeigt, wie wichtig es ist mit anderen Menschen zusammen zu arbeiten. Was aber, so die Kritik, bleibt von so einer Woche übrig, wenn der Alltag wieder einkehrt. Dann stehen die Jugendlichen vor anderen Herausforderungen, wie der Alltagsbewältigung zuhause, in der Schule und im sozialen Umfeld. Und diese Herausforderungen unterscheiden sich stark von denen, die am Berg noch nötig waren. Wenn also das Medium (der Berg, die Höhle, der Fluss, der See, das Meer) wegfällt, scheint auch von den Lösungsstrategien unter veränderten Bedingungen nicht viel übrig zu bleiben. Hier setzt City Bound an. Die Aufgaben und Herausforderungen finden da statt, wo die Teilnehmer leben. In ihrer Lebenswelt müssen sie sich kommunikativen und interaktiven Problemen stellen. Und da sie versuchen, die Probleme in ihrem Revier zu lösen und sie nach dem Kurs wieder dort leben, werden sie sich nicht nur an ihr Handeln erinnern, sondern ihre Stadt auch aus einer anderen Perspektive betrachten.
Der Begriff City Bound ist eine Ableitung von Kurt Hahns Outward Bound. Diesen Begriff benutzte er für seine erlebnispädagogischen Projekte und da sein Lieblingsmedium das Wasser war, wählte er eine Wortschöpfung aus der Seefahrersprache. Outward Bound heißt soviel wie „Leinen los“, wenn ein Schiff fertig ist zum Auslaufen und es auf große Fahrt geht.
City Bound bedeutet also, mit gepacktem Rucksack und voller Tatendrang, fertig auf Entdeckungsreise in der Großstadt zu gehen. City Bound war anfänglich auf Kinder und Jugendliche konzipiert, inzwischen haben soziale und emotionale Kompetenzen, sogenannte "Soft Skills", in den vergangenen Jahren in der Berufswelt immer mehr an Bedeutung gewonnen, so dass City Bound vermehrt in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung, sowie insgesamt in der Personalentwicklung eine Rolle spielt. Die Möglichkeiten von Erlebnispädagogik in der Großstadt sind breit gefächert und können außer stadtspezifischen Elementen auch natursportliche Aktivitäten wie Kanu – und Floßfahren (in Städten mit Flüssen), Klettern (an In- oder Outdoorkletterwänden), Fahrradfahren usw. enthalten.
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