seit 1994

Andreas Gramlich

Abschlussprojekt der Ausbildung Zusatzqualifikation Erlebnispädagogik

im Arbeitsfeld Jugendhilfe, Schule, KJP

des KAP-Institutes

 

 

Die "krasseste" Herde auf dem Weg zum Mittelmeer 

 

 

Erlebnispädagogisches Projekt von Andreas Gramlich

 

2009 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

1. Institutionsbeschreibung

 

2. Erlebnispädagogisches Konzept

2.1 Wie die Idee der Seealpenwanderung entstand

 

3. Zielgruppe

3.1 Zusammensetzung der Gruppe

3.2 Kurzbeschreibung der Teilnehmer

 

4. Projektverlauf

4.1 Vorbereitung

4.2 Finanzierungskonzept

4.3 Sicherheitskonzept

4.4 Notfallplan

4.5 Geplanter Projektverlauf

4.6 Tatsächlicher Projektverlauf

 

5 Reflexion

 

6 Nachbereitung

6.1 Veränderungen bei den beteiligten Jugendlichen

6.2 Reaktionen in der Einrichtung

 

7. Öffentlichkeitsarbeit

Artikel in DAV Mitteilung

 

8. Literaturnachweis

 

9. Anhang

I. Planungsschritte 2007

II. Organigramm der Einrichtung

III. Elternbrief und Anmeldebogen

IV. Teilnehmerplanung Februar/Teilnehmerplanung März

V. Planung der Wanderroute

VI. Antrag auf Freizeitbudget/Finanzierungskonzept

VII.Antrag auf Reiseversicherung

VIII.Antrag auf Schulbefreiung

IX.Materiallisten

X. Tourenbeschreibung auf italienisch

XI. Letzte Infos vor der Abreise

XII.Tagebuch

XIII.Überprüfung des Material von den Jugendlichen

XIV.Einkauflisten der Jugendlichen

 

 

1. Institutionsbeschreibung des Kinder- und Jugendheimes

 

Trägerschaft

Das Kinder- und Jugendheim steht in der Trägerschaft des Caritasverbandes Speyer e.V.

 

 

Gründung

Im Jahr 1927 erwarb der Caritasverband Speyer das Gelände, das als Schlossmühle bekannt ist. Zu Beginn wurde hier eine Anstalt für Strafentlassene errichtet. Zwei Jahre darauf übernahmen die Hildegardisschwestern die Einrichtung. Nun entstand hier ein Erholungsheim für Mütter mit ihren Kindern. Nach den Kriegsgeschehnissen wurde die Einrichtung zu einer Förderstelle für Flüchtlingskinder umstrukturiert und kurze Zeit später zu einem Heim für lernbehinderte Kinder ausgebaut. Die integrierte Heimsonderschule erhielt 1962 ihre Anerkennung. Im Jahre 1998 fanden Umbauten statt und im Jahr 2000 wurden das Schulgebäude und die Verwaltung von Grund auf saniert.

 

 

Leitbild/Philosophie

 

Zielsetzung

Die Einrichtung orientiert sich am Lösungsorientierten Handlungsmodell. Hierbei handelt es sich um eine Pädagogik, die nicht problemzentriert sondern lösungsorientiert ist. Der Fokus wird darauf gelegt, was schon funktioniert, wobei das Klientel Wertschätzung und Akzeptanz erfährt. Das Heim als solches versteht sich als Begleitung durch schwierige Entwicklungsphasen von Kindern, Jugendlichen und deren Familien. Aus diesem Verständnis heraus wird, wenn möglich, eine Rückführung in die Ursprungsfamilie angestrebt. Es werden mit den Kindern, Jugendlichen und Familien einzelne Schritte erarbeitet, die eine selbstständige Lebensgestaltung unterstützen können. Die Wertevermittlung orientiert sich an einem christlichen und humanistisch-ganzheitlichen Menschenbild.

 

 

Anzahl und Profession der MitarbeiterInnen

Das Kinder- und Jugendheim St. Rafael beschäftigt ca.100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit den unterschiedlichsten Professionen. Im Gruppendienst stehen HeilpädagogInnen, SozialpädagogInnen, Diplom-SozialpädagogInnen, ErzieherInnen sowie Jugend- und HeimerzieherInnen. Des Weiteren verfügt das St. Rafael über PsychologInnen, Hauswirtschaftskräfte, Verwaltungskräfte und Hausmeister.

 

 

Organigramm der Einrichtung

Die Einrichtung besteht aus fünf Heilpädagogischen Wohngruppen, einer Fünf-Tagesgruppe, drei Tagesgruppen sowie einer Außenwohngruppe, welche ebenfalls betreutes Wohnen anbietet. Des Weiteren ist der Einrichtung eine integrierte Sonderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen und Sozial-Emotionale Entwicklung angeschlossen. Innerhalb der Einrichtung besteht eine Zweigliedrigkeit: einerseits die Schule und andererseits der Heimbereich. Diese beiden Bereiche werden eigenständig geleitet, wobei ein stetiger Austausch zwischen Schule und Heim stattfindet.Neben dem Heimleiter gibt es einen stellvertretenden Heimleiter für den Fall, dass der eigentliche Heimleiter längere Zeit ausfallen sollte. Dieser ist einer von drei Bereichsleitern, die wiederum für die unterschiedlichen Gruppenteams zuständig sind. In den Heilpädagogischen Wohngruppen, der Fünf-Tagesgruppe und den Tagesgruppen gibt es je eine
Hauswirtschaftskraft, die sich um die nötige Sauberkeit und das Essen kümmert. Diese wiederum unterstehen der Hauswirtschaftsleitung, die auch für die restlichen Hauswirtschaftskräfte in Schule und Verwaltung zuständig ist. Der Verwaltungsapparat besteht aus zwei Sekretärinnen und einem Buchhalter. Des Weiteren verfügt das St. Rafael über einen Psychologischen Dienst und zwei Hausmeister.

 

 

Arbeitsweisen

Grundlage der Arbeit ist das lösungsorientierte Handlungsmodell. Das lösungsorientierte Modell wurde dem Konzept der Werkschule Grundhof in der Schweiz entnommen und auf unsere Einrichtung abgestimmt. Er folgt der Ressourcen- und Lebensweltorientierung der Kinder und Jugendlichen vor Ort (de Shazer/Kim-Berg). Der Lösungsorientierte Ansatz ignoriert nicht die Probleme und Schwächen, sondern misst den schon funktionierenden Verhaltensweisen nur eine größere Bedeutung bei, um somit nach Lösungen zu suchen. Ein Hauptaugenmerk wird auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, durch soziales Lernen in der Gruppe gelegt. Die Maßnahmen werden als vorübergehend betrachtet, bis sich erwünschte Verhaltensweisen gefestigt haben und Kompetenzen zur eigenen Lebensgestaltung entwickelt wurden. Die Kinder und Jugendlichen sollen in der Einrichtung das Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Anerkennung erfahren. Es besteht eine intensive Zusammenarbeit zwischen Gruppe, Schule, Therapeuten, Psychologen und Eltern. Die Elternarbeit beinhaltet unter anderem Gespräche, in denen Erziehungsmaßnahmen zwischen Heim und Familie abgestimmt werden. Es finden Hausbesuche statt, um einen Einblick in das soziale Umfeld des Kindes, des Jugendlichen und der Familie zu bekommen. Des Weiteren werden gemeinsame Feste im Jahresverlauf gefeiert, wie zum Beispiel das Sommerfest oder Weihnachten. Zwischen der Heimschule und den Gruppen findet ein reger Austausch statt, welcher durch die Bezugsteams – bestehend aus LehrerIn und ErzieherIn - unterstützt wird.

 

 

Heimeigene Schule

Die Schule arbeitet mit dem Förderschwerpunkt Lernen und Sozial-Emotionale Entwicklung. Sie wird von einer Schulleiterin geleitet und besteht zurzeit aus sieben Klassen mit jeweils sechs bis acht SchülerInnen. Jede Klasse ist mit einer Sonderpädagogischen Kraft und einer Pädagogischen Fachkraft besetzt. Die Anerkennung zur Ganztagsschule ist durch die täglichen AGZeiten gewährleistet. Dieses Angebot reicht von handwerklichen, über sportliche, bis hin zu hauswirtschaftlichen AGs.

 

 

Angebote und besondere Leistungen

Im Rahmen der besonderen Leistungen, bietet ein Kollege gemeinsam mit seinem Meister die asiatische Kampfkunstart Viet vo Dao an, welche im Sinne von Anti-Gewalt-Training eingesetzt wird. Neben diesen Leistungen wird eine Psychologische Begleitung in Form von Diagnostik, Beratung und Fallbesprechungen angeboten. Die Einrichtung bietet weiterhin die Möglichkeit der Inobhutnahmen und der Ambulanten Betreuung.

 

 

Lage der Einrichtung

Das Kinder- und Jugendheim befindet sich in einer ländlichen Gegend im Pfälzer Wald mit etwa 1200 EinwohnerInnen. Das Dorf ist umgeben von Mischwald und wird von einem Bachlauf durchzogen. Die Lage lässt die Kinder und Jugendlichen die Natur erfahren und bietet ihnen viele Entfaltungsmöglichkeiten. Mit der Verkehrsanbindung ist es schlecht bestellt. Nach Grünstadt, der nächst größeren Stadt mit Bahnhof, fahren am Tag nur wenige Busse.

 

 

Kooperation mit örtlichen Vereinen

Direkt im Dorf bestehen Kooperationen mit dem Turnverein, dem Fußballverein und der Allgemeinen Ärztin. Im acht Kilometer entfernten Grünstadt gibt es den Judoverein, den Schwimmverein, die Logopädie und den Kinderschutzdienst zu denen Kontakte bestehen. Es existiert eine Jugendfeuerwehr im sieben Kilometer entfernten Eisenberg, die als Kooperationspartner bereitsteht. Weiterhin stehen das Zentralinstitut für seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim und das Pfalzinstitut für psychische Gesundheit (PI) in Klingenmünster zur Kooperation zur Verfügung.

 

 

2. Erlebnispädagogisches Konzept

 

2.1 Wie die Idee der Seealpenwanderung entstanden ist

 

Im Spätjahr 2005 traf ich mich mit meinem damaligem Kollegen auf ein Feierabendbier und wir besprachen die aktuelle Situation auf unserer Gruppe. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir überwiegend ältere Jugendliche auf der Gruppe (14J.-16J.). Wir machten uns Gedanken, wie es für unsere Abgänger nach dem Schuljahr weitergehen könnte, und welche Erfolgschancen wir unseren Jungs geben würden.

 

Uns beiden wurde bewusst, dass die Erfolgschancen unserer Jungs nicht allzu groß waren und wir begannen darüber nachzudenken, was unsere Jungs noch bräuchten, um in der Zeit nach dem Heim gut klar zu kommen. Als Grundlage für unsere Überlegungen nahmen wir die Statistiken meiner Projektarbeit zu dem Thema "Selbständigkeit fördern durch Erlebnispädagogische Angebote", die ich während meiner Jugend-und Heimerzieher Ausbildung verfasste. In ihr wertete ich aus, welche Kompetenzen für Jugendliche förderlich waren, um ihren Lebensweg nach einer Jugendhilfemaßnahme positiv zu gestalten.

 

In einem weiteren Schritt betrachteten wir ehemalige Jugendliche die nach Beendigung der Maßnahme in unserer Einrichtung einen positiven Lebensweg beschreiten konnten.

 

Folgende Kompetenzen schienen uns relevant:

•  Selbstbewusstsein

•  Selbstvertrauen

•  Frustrationstoleranz

 

Wir begannen zu überlegen, wie wir diese Kompetenzen fördern könnten.

•  Ein Ziel erreichen das unerreichbar scheint

•  Ein genanntes Ziel weiter verfolgen, auch wenn dies schwer fällt/oder der Weg zum Ziel geändert werden muss

•  Eigene und die Grenzen anderer erkennen

•  Eigene und die Grenzen anderer akzeptieren/respektieren

•  Eigene Grenzen erweitern

•  Verbalisierung von Gefühlen nach Grenzsituationen

•  Unterstützung durch die Gruppe erfahren

 

Schnell wurde uns klar, dass es etwas besonderes sein musste, das nicht jeder so auf Anhieb schaffen würde. Weiterhin sollte es etwas sein, das die Jungs an ihre Grenzen bringt ("das schaff ich nicht"), der Rahmen aber so gestaltet ist, dass sie es schaffen und nicht abbrechen können. Was uns besonders Wichtig war, war die Freiwilligkeit der Jugendlichen. Sie dürfen für sich entscheiden ob sie das Angebot wahrnehmen wollen.

 

Wir begannen mit Brainstorming um eine passende Methode zu finden.

•  Hochseesegeln

•  mit dem Kanu die Lahn runter und dann mit dem Fahrrad zurück zur Einrichtung

•  Fahrradtour am Rhein entlang

•  Von Genf aus zur Einrichtung wandern

 

Die ersten drei Ideen verwarfen wir recht schnell, da dies aus finanziellen Gründen nicht möglich sein würde. Da hierfür erst das benötigte Material angeschafft werden müsste. Es sollte etwas sein, dass fast nichts kostet und von jedem betrieben werden konnte. Somit konzentrierten wir uns aufs Wandern. Die letzte Idee verwarfen wir, da die Motivation nicht sehr groß sein würde wenn das Ziel der Wanderung die Einrichtung sein würde. Wir gaben uns gegenseitig die Aufgabe nach einem geeigneten Wanderweg zu forschen.

 

Bei der Recherche nach geeigneten Weitwanderwegen kamen wir auf den GTA -Grande Traversata delli Alpi. Dieser beginnt im Aosta Tal und endet in Ventimiglia am Mittelmeer. Das ist es, Ziel ist das Mittelmeer.

 

Folgende Gründe bestärkten uns weiter darin, den "GTA" als Wanderweg zu nehmen:

•  da wir nur die letzten 12-15 Etappen laufen, bewegen wir uns im alpinen wie auch im nichtalpinen Gelände

•  da der Wanderweg durch Frankreich und Italien verläuft, herrscht eine Sprachbarriere, welche eine weiter Herausforderung darstellt

•  der GTA ist ein sehr wenig begangener Weg

•  trotz der Abgeschiedenheit kreuzen wir ständig alte Militärstraßen, die wir als "Notausstiege" benutzen können

•  Temperaturen fallen selbst auf 2500m N.N. nicht unter 0 Grad Celsius

 

Eine weitere Überlegung bestand in der Dauer der Wanderung, um die Ziele umsetzen zu können. Wir kamen auf eine Wanderzeit von 12 -15 Tagesetappen. Dies erschien uns ein angemessener Zeitrahmen für die Erreichung der Ziele. Hinzu kamen jeweils ein Tag für die An- und Abreise. Weiterhin planten wir mit drei bis vier Pausen-/Schlechtwettertagen und mit einem Tag für die Reflexion. Somit kamen wir auf eine Dauer von drei Wochen. Da sich dieses Angebot an die Schulabgänger der Einrichtung richtet, war auch der Zeitrahmen der Wanderung klar. Start ist die Schulentlassung.(Entspricht den letzten beiden Schulwochen und der ersten Ferienwoche) Dies stellte uns vor ein weiteres Problem.

 

Da wir beide in einer Gruppe arbeiteten, würden für zwei Wochen zwei volle Stellen auf einer Gruppe fehlen. Die Idee, die letzte Schulwoche und die ersten beiden Ferienwochen zu nutzen scheiterte daran, dass dies mit den Gruppenfreizeiten der anderen Gruppen kollidierte (2. - 3. Woche und 4. - 5.Woche). Diese Schwierigkeit sollte uns in jedem Jahr begleiten. Und wir mussten immer eine individuelle Lösung finden:

•  Aushilfe für die unterbesetzte Gruppe,

•  früherer Start der Wanderung,

•  etc.

 

 

3. Zielgruppe

 

3.1 Gruppenzusammensetzung für die Wanderung 2009

 

Da die Wanderung für die Schulabgänger der Einrichtung gedacht ist, ist die Zusammensetzung der Gruppe recht einfach:

 

Alter: 14J. bis 17J.

Geschlecht: Da wir bis heute leider noch keine weibliche Betreuerin gefunden haben, ist dieses Angebot ausschließlich für junge Männer.

Gruppengröße: Bei der Größe der Gruppe entschieden wir uns für maximal 7 Personen - 2 Betreuer und 5 Jugendliche. Diese 5 Plätze werden vorrangig von den Schulabgängern besetzt.

Ein wichtiges Kriterium bei der Besetzung der Gruppe ist die Freiwilligkeit der Jugendlichen.

 

 

3.2 Beschreibung der Teilnehmer

 

Mathias (15 Jahre)

 

Ressourcen:

•  Mathias ist sportlich

•  Mathias ist hilfsbereit

•  Mathias übernimmt gerne die Verantwortung innerhalb einer Gruppe (Gruppensprecher, Klassensprecher, Problemlösungsaufgaben, etc.)

•  Mathias hat seine Praktika mit großer Zufriedenheit der jeweiligen "Chefs" absolviert. Er zeigte sich sehr engagiert bei der Arbeit.

 

Ziele:

Mathias wird nach seiner diesjährigen Schulentlassung auf unserer Heimsonderschule das BVJ (Berufsvorbereitungsjahr) in Bad Dürkheim besuchen, um dort seinen Hauptschulabschluss zu erreichen.

 

Mathias nimmt zum dritten mal an dieser Wanderung teil. Hier sehen wir die Möglichkeit für Mathias, sich der Verantwortung des "alten Hasen" bewusst zu sein und sich dank seiner Erfahrungen in den Dienst der Gruppe zu stellen.

 

 

Kevin (16 Jahre)

 

Ressourcen:

•  Kevin ist sehr bemüht alles und allem gerecht zu werden

•  Kevin kümmert sich sehr liebevoll um jüngere Gruppenmitglieder

•  Kevin kann sich Hilfe holen, bevor es bei ihm zu Ausrastern Gewaltausbrüchen) kommt

•  Kevin kann sich mehr und mehr verbal abregen

•  Kevin absolviert einmal wöchentlich ein Praktikum bei einem Bauhof. Seine Kollegen und Chefs sind sehr mit ihm zufrieden "Er ist ein Schaffer"

 

Ziele:

Kevin wechselte im Mai diesen Jahres von der Fünf-Tagesgruppe in die AWG und wird nach seiner diesjährigen Schulentlassung auf unserer Heimsonderschule in Worms ein BVJ in Sonderform besuchen.

 

Kevin nimmt zum zweiten mal an dieser Wanderung teil. Wir wollen Kevin vermitteln, dass er schwierige Situationen meistern kann, ohne gleich auszurasten und sich in Alkohol zu ertrinken. Weiterhin wollen wir Kevin die Möglichkeit geben, nach den "schwierigen" Situationen, mit uns und der Gruppe ins Gespräch zu kommen, um ihm positive Verhaltensweisen in solchen Situationen rückzumelden.

 

 

Patrick (14 Jahre)

 

Ressourcen:

•  Patrick kann in schwierigen Situationen ruhig und gelassen bleiben

•  Patrick kann sich gut alleine beschäftigen

•  Patrick zeigt großes Interesse und Geschick in der Arbeit mit elektronischen Bauteilen

•  Patrick absolviert einmal wöchentlich ein Praktikum, hier ist er für das Löten von Bauteilen zuständig. Seine Kollegen und Chefs sind sehr mit ihm zufrieden. Seine ruhige und gelassene Art kommt bei ihnen sehr gut an.

 

Ziele:

Patrick ist erst seit kurzem bei uns in der Einrichtung. Er wird im kommenden Schuljahr seinen Sonderschulabschluss bei uns machen und anschließend seinen Hauptschulabschluss im BVJ in Bad Dürkheim nachholen. Wir wollen Patrick auf der Wanderung die Möglichkeit geben, sich von seinen Gruppenkollegen, wie von uns Betreuern, Rückmeldungen über sein Verhalten einzuholen. "Wie komme ich mit meinen Sprüchen bei meinen Kollegen an"

 

 

Denis (17 Jahre)

 

Ressourcen:

•  Denis kann seine Bedürfnisse gut äußern und diese vertreten

•  Denis erledigt anfallende Aufgaben sehr gewissenhaft

•  Denis ist seine Individualität sehr wichtig

•  Denis hat einen Sinn für Gemeinschaft und Athmosphäre

•  Denis kann bei Krisen in der Gruppe durch Ruhe und Vernunft positiv auf den Rest einwirken

 

Ziele:

Denis hätte in diesem Schuljahr seinen Sonderschulabschluss erreicht. Er hat einen Antrag auf Schulverlängerung eingereicht und besucht unsere Heimsonderschule ein weiteres Jahr. Dieses Jahr soll ihm dabei behilflich sein, sich mehr und mehr auf die Arbeitswelt einstellen zu können. Er wird im kommenden Schuljahr nur an zwei Tagen die Schule besuchen, an den anderen drei Tagen wird er in der Küche in der Jugendherberge auf der Burg von Altleiningen ein Praktikum absolvieren.

 

Wir wollen Denis auf der Wanderung die Möglichkeit geben, sich in einer Gruppe gut zurechtzufinden. Weiterhin wollen wir ihm durch Gespräche/Rückmeldungen die Möglichkeit geben, mit seiner besonderen Situation (Autismus) in einer Gruppe zurechtzukommen.

 

 

Florian (14 Jahre)

 

Ressourcen:

•  Florian kommt gut in Gruppen zurecht. Er besucht einen öffentlichen Fußballverein

•  Florian weiß genau was ihm wichtig ist und kann dies äußern

•  Florian kann komplexe Situationen auch perspektivisch betrachten

•  Florian kann durch seine Gelassenheit beruhigend auf die Gruppe einwirken

 

Ziele:

Florian ist in der 8. Klasse unserer Heimsonderschule. Er wird mit Ende des Schuljahres nach Hause entlassen und eine öffentliche Sonderschule besuchen.

 

Wir wollen Florian auf der Wanderung die Möglichkeit geben, sich auf ihm fremde Erwachsenen einzulassen und ihm die Wichtigkeit einer "guten" Auseinandersetzung mit Erwachsenen aufzuzeigen.

 

 

4. Projektverlauf

 

4.1 Vorbereitung

 

Viel Vorbereitungsarbeit ist schon im Jahr 2006 passiert (siehe Punkt 1) Die Vorbereitung für die dritte Seealpenwanderung im Jahr 2009 begann mit dem Ende und der Nachbereitung der zweiten Seealpenwanderung im Jahr 2008. Nach der Vorstellung des Konzepts und einer kleinen Berichterstattung der Seealpenwanderung in der Erzieherversammlung im Herbst 2008, wurde der Anmeldeschluss für die Seealpenwanderung 2009 (Februar/März 09) den Kollegen mitgeteilt.Jugendliche die Interesse an der Wanderung haben, können jederzeit auf Ch. Franke und A. Gramlich zukommen. Diesen werden dann die Elternbriefe und Anmeldebögen ausgeteilt. (siehe Anhang)

 

 

Februar:

Die erste Teilnehmerplanung erfolgte im Februar 2009 (siehe Anhang)
Die zweite und endgültige Teilnehmerplanung stand im März 2009 fest (siehe Anhang).

 

 

März bis Juni:

•  Planung der diesjährigen Route (siehe Anhang)

•  Terminklärung mit Pfr. Aschenberger für den Reisesegen

•  Antrag auf Reiseversicherung an Bereichsleitung delegiert (siehe Anhang)

•  Antrag auf Freizeitbudget gestellt (siehe Anhang)

•  jederzeit Ansprechbar sein für die Fragen der Eltern/Jugendlichen und deren Betreuer

 

 

2 Wochen vor der Abreise:

•  Letztes Infoblatt an die Jugendlichen/Betreuer verteilt (siehe Anhang)

•  Täglicher Blick auf die Wetterdaten und die mögliche Wetterentwicklung

 

 

1 Woche vor der Abreise:

•  Treffen mit den Teilnehmern/Verteilung der Ausrüstung

•  Treffen mit Chr. Franke, abhaken der Materialliste (siehe Anhang)

•  Täglicher Blick auf die Wetterdaten und die mögliche Wetterentwicklung

 

 

4.2 Finanzierungskonzept

 

Die Finanzierung setzt sich aus einem Budget für Gruppenübergreifende Freizeiten zusammen. Insgesamt standen uns 2940.- € zur Verfügung.
Die detaillierte Aufstellung der Einnahmen und Ausgaben ist dem Anhang zu entnehmen.

 

 

4.3 Sicherheitskonzept

 

•  Die geplante Route ist einer Kollegin bekannt (Übersichtskarte), mit ihr stehen wir wenn möglich täglich telefonisch in Kontakt.

•  Der Campingplatzbesitzer in Entraque (Basis-Lager) kennt unsere Route und das Datum unserer Rückkehr zum Basis-Lager.

•  Über eine Kollegin bekommen wir bei Bedarf Schlechtwettermeldungen.

•  Jede Tagesetappe hat einen Notausstieg (alte Militärpisten) über die wir in bewohnte Gegenden kommen (max. Weglänge 3h).

•  Wir bleiben zusammen (Sichtweite), dies ist mit den Jugendlichen besprochen. Ein Betreuer läuft vorne, der andere Betreuer als letzter.

•  Erste Hilfe Set ist im Rucksack von Christoph.

•  Wir haben ein GPS-Gerät mit Track-Back-Funktion dabei. Auf diesem sind auch die Notausstiege im Vorfeld markiert worden.

•  Wissen über das Alpine Notsignal.

•  Telefonnummern der italienischen und französischen Bergrettung sind bekannt und in den Handys gespeichert.

•  Telefonnummern der Refugios (Berghütten) sind bekannt und in den Handys gespeichert.

•  Informationen über die Wegstrecken mit Hilfe des Internet (www.klingenfuss.org/gta. www.fernwege.de/f/gr52/gr52a) und dem Wanderführer: GTA Teil 2 der Süden, Rotpunktverlag eingeholt.

•  Jeder Teilnehmer unterzieht sich im Vorfeld einer ärztlichen Untersuchung (siehe Anmeldebogen im Anhang).

•  Die Tagesetappen sind so geplant, dass auch bei Verzögerungen durch das Wetter oder den Teilnehmern das Tagesziel erreicht werden kann (max. Marschzeit an einem Tag: 6h) Dadurch ist auch sichergestellt, dass die Betreuer nicht an ihre persönlichen körperlichen Grenzen kommen.

•  Es sind 2-4 Tage Reserve eingeplant.

•  Ängste und Befürchtungen werden im Vorfeld der Wanderung, während der Aklimationstage mit den Jugendlichen besprochen.

•  Wir haben eine Tourenbeschreibung auf italienisch dabei.(siehe Anhang)

•  Notreserve an Wasser: 4l für die Gruppe

•  Notreserve an Nahrung: 2 Tütensuppen pro Kopf

 

 

4.4 Notfallplan

 

•  Wir stehen mit der Bereichsleitung in telefonischen Kontakt. Er sowie ein Erzieher würden kommen, falls ein Jugendlicher abgeholt werden müsste.

•  Im Falle eines Gewitters, ist mit den Teilnehmern das Richtige Verhalten in der Aklimationsphase durchgespielt worden.

 

 

4.5 Geplanter Projektverlauf

 

Da wir sehr stark von den Wetterverhältnissen vor Ort abhängig sind, (wir brauchen drei bis vier Tage beständiges Wetter ohne Gewitterneigung) ist eine genaue Planung fast unmöglich. Auch die ersten beiden Touren (2007 und 2008) zeigten, dass durch das Wetter oder andere unplanbare Situationen, die Planung vor Ort den Situationen angepasst werden muss. Diese unplanbaren Situationen sind in das Konzept integriert und durch ausreichende Reservetage können wir ohne viel Druck auf solche Situationen eingehen und gegebenenfalls umplanen.

 

Die folgende Planung dient uns als Grundlage und ist in drei Abschnitte unterteilt.

 

A Vorbereitung/Aklimationstage

B Durchführung

C Nachbereitung

 

 

A Vorbereitung/Aklimationstage

 

Montag, 6. Juli:

•  Treffen um 9.00 Uhr mit den Jungs zum gemeinsamen Bus packen

•  9.45 Uhr Reisesegen durch Pfr. Aschenberger

•  10.00 Uhr Abfahrt

 

Dienstag, 7. Juli:

•  Ankunft in Entraque ca. 1.00 Uhr. Biwak auf einer Ebene (ca. 1600m NN) die wir im letzten Jahr erkundet haben.

•  nach dem Aufstehen erste Einkaufsplanung durch die Jungs mit anschließendem Einkauf in Cuneo

•  Fahrt zum Campegio Il Bosco (Basislager) und Aufbau des "Lazarettzelts"

•  Abstieg ins Dorf und bei "Catharina und Marina" ein Eis essen

•  Jungs bereiten das Essen zu

•  Tagesimpuls (dieser wird täglich zum Abendessen stattfinden und die Themen des Tages aufgreifen)

 

Mittwoch, 8. Juli:

•  Meta-Plan mit den Jungs

•  Einkaufsplanung für die Tour durch die Jungs

•  Einlauftour und Einkauf

•  Jungs bereiten das Essen zu

•  Tagesimpuls

 

Donnerstag, 9. Juli:

•  Verteilung der Aufgaben für die Wanderung

•  Wie packe ich meinen Rucksack richtig sowie Probepacken und Materialcheck

•  Einüben des Verhaltens bei einem Gewitter

•  Jeder schreibt sich selbst einen Brief den er am Ende der Tour ausgehändigt bekommt

 

 

B Durchführung

Der Tagesablauf orientiert sich an folgendem Zeitrahmen

•  Wecken 6.00 Uhr

•  kleines Frühstück

•  1. Etappe 8.00 Uhr

•  Mittagspause mit kleinem Imbiss

•  2. Etappe

•  Lager herrichten und kochen

•  kleines Abendessen

•  kurzer Impuls und Tagesreflexion

•  21.00-22.00Uhr Nachtruhe

 

 

Freitag, 10. Juli:

•  Abbau des "Lazarettzelts"

•  Abmarsch gegen 12.00 Uhr

•  Aufstieg zum Col de Sabbione. Biwak in der Nähe eines Gias 1600m NN (Bauernhof); ca. 4h Marschzeit

 

Samstag, 11. Juli:

Aufstieg zum Col de Sabbione 2306m NN. Biwak am See/ Notbiwak in alten Bunkeranlagen möglich; ca. 4h Marschzeit

 

Sonntag, 12. Juli:

Südseitiger Abstieg ins Tal sowie Aufstieg zum Refuge Valmasque 2221m NN; ca. 5h Marschzeit

Bei Schlechtwetter Übernachtung in der Hütte möglich

 

Montag, 13. Juli:

Pausentag oder weiter zum Refuge Merveilles 2111m NN; ca. 5h Marschzeit

Übernachtung in der Hütte bei Schlechtwetter möglich

Diese Etappe bringt uns zum höchsten Punkt unserer diesjährigen Tour Baisse de Valmasque 2549m NN.

 

Dienstag, 14. Juli:

Pausentag oder weiter zum Refuge Merveilles 2111m NN; ca. 5h Marschzeit

Übernachtung in der Hütte bei Schlechtwetter möglich

Diese Etappe bringt uns zum höchsten Punkt unserer diesjährigen Tour Baisse de Valmasque 2549m NN.

 

Mittwoch, 15. Juli:

Weiter auf dem Wanderweg GR 52 bis Wegweiser 410 -W- Richtung Baisse de Champ de Argent; ca. 5h Marschzeit

 

Diese 5 Etappen sind fest eingeplant. Ab diesem Punkt übernehmen die Jungs die weitere Routenplanung. Wir werden jeweils zwei bis drei verschiedene Tagesetappen-Varianten vorstellen. Eine mögliche Variante möchte ich an dieser Stelle vorstellen.

 

Donnerstag, 16. Juli:

Wechsel auf den Wanderweg GR 52a Richtung Paira Cava. In dieser Ortschaft können wir zum ersten mal wieder Einkaufen. Biwak außerhalb der Ortschaft; ca. 5h Marschzeit

 

Freitag, 17. Juli:

Weiter auf dem Wanderweg GR 52a Richtung Luceram. In dieser Ortschaft könnten wir erneut Einkaufen. Biwak außerhalb der Ortschaft; ca. 4h Marschzeit

 

Samstag, 18. Juli:

Weiter auf regionalen Wanderwege nach I Escarene. Hier können wir auf einen Campingplatz gehen. Marschzeit ca. 4h

 

Sonntag, 19. Juli:

Pausentag auf dem Campingplatz

 

Montag, 20. Juli

Weiter auf regionalen Wanderwegen Richtung Castillon. Biwak an einer Ruine mit Reservoir; ca. 5h Marschzeit

 

Dienstag, 21. Juli:

Weiter über regionale Wanderwege durch die Ortschaften Ste. Agnes und Gorbio. In Gorbio wollen wir für unsere letzte Nacht auf der Tour einkaufen.

Weiter zu "unserem" Hügel 483m NN kurz vorm Mittelmeer in Menton ca. 4h Marschzeit

 

Mittwoch, 22. Juli:

Abstieg zum Mittelmeer. Ab hier beginnt die "Wohlfühlphase".

Mit der S-Bahn von Menton nach Ventimiglia auf den Campingplatz Roma. Aufbau unserer Biwakplane.

 

 

C Nachbereitung

 

Die Nachbereitung beginnt auf dem Campingplatz Roma. Hier wird eine Reflexionsrunde mit den Jungs stattfinden. In dieser Runde werden die Themen aufgearbeitet, die während der Wanderung für die Gruppe bzw. für den einzelnen wichtig geworden sind. Vor der Reflexion werden die Briefe an einen selbst, die in der Vorbereitungsphase von den Jungs geschrieben worden sind, ausgeteilt. Ebenfalls wird auf dem Campingplatz die erste obligatorische Dusche seit langem zelebriert. Die erfahrungsgemäß sehr lange und intensiv ausgeführt wird.

 

Nach Beendigung der Reflexion werden wir gemeinsam bei "MAMA" (Campingplatz-Restaurant) unser Abschlussessen einnehmen. Der Zeitrahmen für das Essen ist offen gestaltet. Wir sind oft die letzten die das Restaurant verlassen. Bei dem Essen haben die Jungs die Möglichkeit in einer "ungezwungenen" Athmosphäre über ihre Erfahrungen während der Wanderung zu erzählen.

 

Donnerstag, 23. Juli:

Rückfahrt mit der Tenda Bahn nach Cuneo von hier weiter mit dem Linienbus nach Entraque.

Anmelden in "unserer" Eisdiele bei Catharina und Marina, von hier können die Jungs bei ihren Eltern anrufen und von ihrem Erfolg berichten.

Einkauf für die nächsten Tage.

"Letzter" Marsch mit Gepäck zum Campingplatz Il Bosco. Aufbau des Lazarettzelts.

 

Freitag, 24. Juli:

Der Tag der großen Entspannung, dieser wird nur durch ausgiebige Körper- und Materialpflege unterbrochen.

 

Samstag, 25. Juli:

Abbau und Fahrt nach Cuneo. Hier können die Jungs ihr Taschengeld für Souveniers oder sonstige Sachen ausgeben.

Abendessen in Cuneo

Heimreise. Biwak auf dem Gotthard-Pass

 

Sonntag, 26. Juli:

Ankunft in der Einrichtung um die Mittagszeit.

Großer Empfang durch zwei Kolleginnen

 

 

4.6 Tatsächlicher Projektverlauf

 

Eine ausführliche Beschreibung des Projektverlaufs würde den Rahmen sprengen, da das beschriebene Projekt eine Dauer von 21 Tagen umfasst. Aus diesem Grund möchte ich auf das Tourentagebuch im Anhang verweisen, in dem sämtliche Abweichungen und deren Gründe ausführlich beschrieben sind. An dieser Stelle eine verkürzte Version des Tagebuchs anzubieten, würde die Gründe der Abweichungen vom geplanten Projektverlaufs nicht deutlich machen können.

 

An dieser Stelle möchte ich lediglich die Tagesetappen anhand des Höhenprofils darstellen.

 

 

5. Reflexion

 

Auf "unserem" Hügel (letzte Etappe) wurde die Wanderung von meinem Kollegen und mir schon im kleinen reflektiert (nachbesprochen). Bei diesem Gespräch legten wir auch die Erfahrungen aus den ersten beiden Wanderungen zu Grunde.

 

Positive Erlebnisse in diesem Jahr:

 

•  Die Einbindung der Jungs in die Planung der letzten Etappen Die Entscheidung über die Etappenvariante lag bei den Jungs, somit war mehr Initiative und Motivation bei den Jungs auf den jeweiligen Etappen zu erkennen. Dies wurde sehr deutlich, als die Jungs zwei Tagesetappen zu einer Etappe zusammenfügten. An diesem Tag wurde jeder der Jungs körperlich stark gefordert und kamen auch an seine (ihre) körperlichen Grenzen. Anstatt zu mosern, war eher eine Art von "HYPE" zu erkennen. Die Jungs waren total ausgepowert, aber überglücklich und total aufgekratzt.

 

•  Die Jungs planten selbst die Versorgung der Gruppe. Hierfür benötigten die Jungs zu Beginn noch ein wenig Unterstützung, da auf verschiedene Sachen geachtet werden musste:

- Was und wie viel gibt es zu essen und wie passt das mit der geplanten Route zusammen/Wann kann wieder eingekauft werden

- Wer kocht

- Wer trägt was

Dies in Verbindung mit der Routenplanung forderte von den Jungs viel Teamarbeit und zeigte, dass das eine mit dem anderen in Verbindung steht. Nach etwa einem Drittel der Wanderung übernahmen die Jungs die Planung alleine. Hier zeigte sich, dass die Jungs gerne die Verantwortung übernehmen und diese auch verantwortungsbewusst umsetzten (sie kauften nur das nötigste).

 

•  Die Jungs teilten die Gruppenmaterialien selbständig ein und entschieden wer was trägt

- Küche

- Frühstück

- Mittagessen

- Abendessen

- Hardware

 

Erkenntnis der Jungs: Welche Stärke hat wer. Dadurch wurde jedem eine klare Verantwortung für seinen Bereich zugesprochen.

- "Das ist mein Job!", "Ohne mich geht es nicht!" Dies war auch für die jeweilige Einkaufsplanung wichtig.

- "Wir brauchen mehr/weniger davon"

- "Hier müssen wir etwas ändern, zu schwer"

- Neukauf von Material, "Mir ist etwas kaputt gegangen"

 

Einen großen Erfolg an der Wanderung haben mittlerweile auch die Kontakte die wir vor Ort mit den Einheimischen geknüpft haben. So freuen wir uns jedes Jahr sehr darauf diese Leute wieder zu treffen. Auch für die Jugendlichen und das Konzept der Wanderung sind diese Kontakte unheimlich wichtig geworden. Hervorzuheben wären an dieser Stelle vor allem der Campingplatzbesitzer in Entraque, bei dem wir unser Basislager aufschlagen. Er gibt uns viele Infos über die Wegbeschaffenheiten in diesem Jahr und lobt die Jugendliche über alles, wenn wir nach der Wanderung bei ihm wieder das Basis-Lager aufschlagen.

 

Weiterhin sind Catharina und Marina (Besitzerinnen einer kleinen Eisdiele in Entraque) ein wichtiger Bestandteil der Wanderung geworden. Sie freuen sich jedes mal erneut, wen wir mit einer neuen Gruppe kommen. Sie "verpflegen" unsere Jugendlichen aufs beste mit Eis und Softgetränken. Nachdem wir die Wanderung beendet haben und uns auf den Weg zum Basislager machen, schauen wir immer bei den beiden vorbei und lassen die Jugendlichen ihr wohlverdientes Lob abholen. Mittlerweile hängt über dem Tresen auch eine Gruppenphoto von uns mit Catharina und Marina.

 

In den drei Wochen sind wir ein großes Thema bei den Bewohnern von Entraque (ist ein kleines Bergdorf mit max.. 400 Einwohnern). Sie überhäufen die Jugendlichen mit viel Lob vor und nach der Wanderung ("Respecto Ragazzi"). Auch an unserem Ziel haben wir mittlerweile gute Kontakte geknüpft. Auf dem Campingplatz ROMA in Ventimiglia, müssen wir nichts mehr sagen, außer "das gleiche wie im letzten Jahr bitte" "MAMA" die Campingplatzbesitzerin, bekocht uns abends königlich, und macht uns gerne noch eine Extraportion "Nutellakuchen" für die lange Zugfahrt am nächsten Tag. Auch von "MAMA" bekommen unsere Jugendlichen "Respecto Ragazzi" als Lob gesagt.

 

 

Änderungsvorschläge für die nächste Wanderung:

 

•  Der Weg über die beiden Refugios Merveiles und Vallmasquse ist wunderschön, aber total überlaufen. Somit ist keine Abgeschiedenheit vorhanden.

•  Die Wegstrecke war im Vergleich zu den ersten beiden Wanderungen einfacher. Weniger Höhenmeter, dadurch fehlt der "HYPE" der bei körperlichen Grenzerfahrungen deutlich erkennbar ist.

Mögliche Änderung: Mehr Höhenmeter

- dadurch mehr Pausentage zur Regeneration

- dadurch mehr Einkaufsmöglichkeiten

- dadurch mehr Planung der Jungs möglich und mehr Reflexionszeiten auf der Tour möglich.

•  Die geplante Reflexion auf dem Campingplatz sollte nicht mehr in diesem Rahmen stattfinden. Hierfür haben wir noch keine optimale Lösung gefunden mit der wir zufrieden sind. Auch die geplanten Reflexionen nach den ersten beiden Wanderungen waren nicht sehr gut. Daher probierten wir in diesem Jahr diese Variante aus: Die eigentliche Reflexion findet beim Abschlussessen statt. In diesem Rahmen erzählen die Jungs viel freier von ihren Erfahrungen auf der Wanderung.

•  Die Vorstellung der Wanderung in der Erzieherversammlung sollte im Frühjahr stattfinden. Dadurch wollen wir eine unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Thema (macht es Sinn, dass mein Bezugskind daran teilnimmt) bei unseren Kollegen erreichen.

•  Ein weiterer, uns wichtiger Gedanke ist, eine Mögliche Vorstellung der Wanderung durch die Teilnehmer bei ihren Eltern. Hier scheiterten wir jedes Jahr an der Tatsache, dass ein Teil der Jugendlichen nicht mehr in unserer Einrichtung ist. Bisher bekommen alle Teilnehmer eine CD mit allen Bildern von der Wanderung, um diese ihren Eltern zeigen zu können.

 

 

6. Nachbereitung

 

Am 11. November 2009 werden wir uns mit der Einrichtungsleitung treffen, um den Verlauf und die Weiterentwicklung der Wanderungen zu besprechen. Als Grundlage soll diese Projektarbeit dienen.

 

 

6.1 Veränderungen bei den Beteiligten Jugendlichen

 

Am deutlichsten sehen wir die Veränderungen in der Beziehung zu den Jugendlichen im Alltag. So passiert es ständig, wenn ich Denis (Autist) auf dem Gelände sehe, dass er auf mich zukommt mir die Hand schüttelt und ein kurzes Gespräch mit mir beginnt. Auch ist die Wanderung und die Themen die während der Wanderung bei den Jugendlichen aufkommen im Alltag Thema. So passiert es häufiger, dass Jugendliche von den Erfahrungen die sie auf der Wanderung gemacht haben am Esstisch den anderen Jugendlichen und Erwachsenen erzählen. Diese hören gespannt zu und wollen am liebsten im nächsten Jahr gleich mitlaufen. Für uns Betreuer ist es im Alltag daher leichter mit den Jugendlichen an ihren Zielen zu arbeiten. Da wir gemeinsam eine Wanderung gemacht haben, und die Themen die die Jugendlichen während der Tour hatten, wir in den Alltag/Ihre Ziele übertragen können. Auch wenn ehemalige Jugendliche, die mit auf der Wanderung waren, sich bei uns melden, stellen sie meist die Frage "Wart ihr wieder wandern, kann ich mal wieder mit"? Dies zeigt uns, dass auch nach Jahren bei den Jugendlichen die Erlebnisse/Erfahrungen die sie auf der Wanderung erfahren haben, bewusst sind.

 

 

6.2. Reaktionen in der Einrichtung/Rückmeldungen von Kollegen

 

Die meisten Rückmeldungen von Kollegen sind durchweg positiv.

•  Nach der ersten Wanderung waren viele Kollegen sehr überrascht, dass die Jugendlichen drei Wochen überhaupt durchgehalten haben, sie hielten das Projekt für "Zu Viel" für die Jugendlichen.

•  Von einer Kollegin die die Gruppe während der Abreise und der Rückkehr erlebte, bekamen wir die Rückmeldung: "Die sind zu einer Gruppe zusammengewachsen, das war doch noch vor drei Wochen ein verrückter Hühnerhaufen". Die einzelnen Jugendlichen stellten ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr vor die der anderen Gruppenmitglieder

•  Kollegen bei denen die beteiligten Jugendlichen auf der Gruppe haben, meldeten uns zurück, dass sie selten die Jugendlichen so "klar" erlebt haben.

•  Auch von einer Bereichsleitung bekamen wir in einem Jahr die Rückmeldung, als ein Jugendlicher mit ihm vom Zielort aus telefonierte. "So "klar" hab ich ihn noch nie erlebt.

 

 

7. Öffentlichkeitsarbeit

 

Mein Kollege verfasst einen Artikel den wir im Pilger (Diözesanzeitschrift der Diözese Speyer) und in der DAV Sektionszeitschrift Leipzig veröffentlichen wollen.

Es ist geplant, das Konzept der Wanderung auf den Drehtagen vom 19. - 21. April 2010 in Winterthur vorzustellen (http://www.drehtage.ch/n2n/page.php?lid=1&cid=0).

Weiterhin ist geplant das Konzept der Wanderung auf die Homepage unserer Einrichtung zu stellen.

Eine mögliche Vorstellung des Konzepts bei unseren Jugendämtern wollten wir noch mit unserer Einrichtungsleitung besprechen. In den Hilfeplangesprächen hat sich heraus gestellt, dass die Sachbearbeiter der Jugendämter sehr an dem Konzept der Seealpenwanderung interessiert sind

 

 

8. Literaturnachweis

 

•  GTA Teil 2 der Süden, Rotpunktverlag

•  www.klingenfuss.org/gta

•  www.fernwege.de/f/gr52

•  www.fernwege.de/f/gr52a

•  Die Sprache der Berge, Handbuch der alpinen Erlebnispädagogik, Lydia Kraus/Martin Schwiersch, Ziel Verlag

•  Wetter und Orientierung, Alpin-Lehrplan 6, Gerhard Hofmann/Michael Hoffmann/Rainer Bolesch, BLV

•  Bergwandern-Trekking, Alpin-Lehrplan 1, Karl Schrag, BLV 22

 

 

 

Abschlussprojekt der Ausbildung Zusatzqualifikation Erlebnispädagogik

im Arbeitsfeld Jugendhilfe, Schule, KJP

des KAP-Institutes

 

 

Die "krasseste" Herde auf dem Weg zum Mittelmeer 

 

 

Erlebnispädagogisches Projekt von Andreas Gramlich 

 

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