Aufgrund des Datenschutztes wurden die Namen aller Beteiligten (außer Saskja Bühler) geändert und alle Informationen, die Rückschlüsse auf Personen zulassen, entfernt.
Weitere spannende erlebnispädagogische Projekte unserer ZQ-Teilnehmer finden Sie hier.
Abenteuertour Urwaldsteig
1. Einleitung: Vorstellung der Einrichtung
2. Erlebnispädagogisches Konzept
2.1. Definition Erlebnispädagogik
2.2. Pädagogischer Hintergrund für mein Projekt
2.3. Allgemeine Zielsetzung
2.4. Art der Unternehmung
3. Zielgruppe
3.1. Gruppenzusammensetzung
3.2. Beschreibung der Teilnehmer
4. Projektverlauf
4.1. Vorbereitung
4.2. Geplanter Projektverlauf
4.3. Tatsächlicher Projektverlauf
4.4. Abschluss
5. Nachbereitung
5.1. Veränderung bei den beteiligten Jugendlichen
5.2. Reaktionen in der Einrichtung
6. Reflexion
6.1. Besondere Erlebnisse
6.2. Erkenntnisse und Erfahrungen Seite
7. Literaturverzeichnis
8. Anhang
8.1. Vorbereitung Seite
8.2. Material! Seite
8.3. Kooperationsaufgaben und Nachbesprechung
8.4. Tagebuch Seite
8.5. Einverständniserklärungen Erziehungsberechtigte
1. Einleitung: Vorstellung der Einrichtung
Die Jugendhilfe xy ist eine Einrichtung der freien Jugendhilfe unter dem Dach des bpa. Neben dem familiären Setting, auf welches später näher eingegangen wird, zählen Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH), Sozialpädagogische Einzelbetreuung (auch Kooperation mit Projekten in Irland), Sonstige betreute Wohnformen, sowie Betreutes Wohnen zum Arbeitsfeld. Das familiäre Setting xy, zugleich Hauptsitz der Einrichtung, befindet sich in einem dreistöckigen Haus auf einem 25.000 m² großen Gelände (mit diversen Nebengebäuden, Rasenflächen, Sportgelände und Parkanlage), am Rande des Waldes, umgeben von Feldern und Wiesen und in direkter Nachbarschaft eines landwirtschaftlichen Betriebs.
Die Jugendhilfe xy bietet 6 - 7 Jugendlichen im Alter von 6 bis 18 Jahren eine Unterbringung im Rahmen des großfamiliären Settings an. Derzeit leben 6 Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren, sowie eine 20-jährige junge Erwachsene in Xy.
Das Haus wird von 5 Familien unterhalten, welche sich vor Jahren zu einer christlichen Lebensgemeinschaft zusammengeschlossen haben. Seit 7 Jahren leben nur noch 2 Ehepaare der Gemeinschaft in dem Gebäude. Die Jugendhilfearbeit vor Ort wird von 3 Personen (2 Sozialpädagogen, 1 Familientherapeutin), sowie 1 extern hinzukommenden Sozialpädagogin (Saskja Bühler) in Vollzeit ausgeführt. Das ergibt einen Personalschlüssel von 1:1,5. Unterstützt wird die Arbeit durch weitere externe MitarbeiterInnen, die für bestimmte Tage oder Nachhilfestunden hinzukommen. Weitere externe Personen sind als Hausmeister und im Bereich der Hauswirtschaft eingestellt.
2. Erlebnispädagogisches Konzept
2.1. Definition Erlebnispädagogik
„Nur was mich ergreift, kann ich begreifen.“ Was Ulla Hahn im Sinne von Kunstverständnis im Jahre 1999 äußert, lässt sich sehr wohl auch in die Erlebnispädagogik übertragen. Der Mensch kann seinem Gegenüber viel von persönlichen Erfahrungen erzählen, aber effektives Lernen beim Anderen findet hauptsächlich durch das eigene Erfahren statt. Erlebnispädagogik visiert in diesem Fall konkrete Situationen an, in denen der Einzelne persönliche Erfahrungen unterschiedlicher Bandbreite macht. Sofern es sich um ein Gruppengefüge handelt, steht die zwischenmenschliche Kooperation und Kommunikation in einer Gruppe als Lern- und Übungsfeld an. Ziel ist es gemachte Erfahrungen in das alltägliche Leben zu übertragen und dieses nachhaltig positiv zu prägen. „Denn Kinder vergessen leicht was sie gesagt haben und was man ihnen gesagt hat, aber nicht, was sie getan haben und was man ihnen tat.“
2.2. Pädagogischer Hintergrund für mein Projekt
Mein täglicher Arbeitsbereich beinhaltet hauptsächlich die schulische Unterstützung und den Freizeitbereich eines 11-jährigen Mädchens, welche unsere Jüngste ist und aufgrund ihrer Verhaltensauffälligkeit viel Struktur und enge Begleitung benötigt. Die Arbeit mit den 5 Jungs ergibt sich eher punktuell. Dazu gehört das wöchentliche Sportprogramm, Gestaltung von Abenden und Wochenenden. Von mir initiierte Fahrten in die Kletterhalle, der meist regelmäßige Besuch des Jugendzentrums (in welchem ich ehrenamtlich mitarbeite) sind gemeinsame Erlebnisse. Ausgehend von der starken Altersspanne unserer Jugendlichen (11,12 Jahre bis 15,16,17 Jahre bzw. 20 Jahre) entschied ich mich, das Projekt für die drei älteren Jungs auszurichten. Ausgehend von der häufigen Lethargie, der
Konsumhaltung, den vielen Berieselungs- und Beschäftigungsangeboten „von außen“ durch diverse Freizeitangebote, Wii-, Playstationspiele und so weiter (usw.) ist mein persönliches Anliegen ohne hohen Kostenaufwand mit ihnen für drei Tage „raus in die Natur zu gehen“. Während dieser Zeit sollen die Jungs persönliche Erfahrungen mit sich selbst, sowie mit den Anderen aufgrund der veränderten
Konstellation (ohne die „Kleinen“ und deren „Ablenkung“) machen. Sie sind auf sich gestellt, werden von mir und einer weiteren Person begleitet und sollen ein gemeinsames Ziel vor Augen haben, welches durch körperlichen Einsatz als Gesamtgruppe erreicht wird.
2.3. Allgemeine Zielsetzung
- Erfahrung in und mit der Natur
- Grenzerfahrungen (persönliche und die der Anderen erleben und mittragen)
- Erfolgserlebnisse erfahren
- Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen stärken
- „seinen Rhythmus“ finden, Rhythmus des Anderen akzeptieren
- Gruppenzusammengehörigkeit stärken (3er-Konstellation)
- anstatt Lethargie, selbst etwas auf die Beine stellen (nachwirkend gute Selbsterfahrung)
- „Nicht labern, sondern laufen!“,
- „Füße tragen einen weiter, als man denkt!“
- „learning by doing“
- Durchhaltevermögen stärken
- Vorbereitung für die Bergfreizeit im Sommer (Schuhe einlaufen, Gepäckerfahrung sammeln, ...)
2.4. Art der Unternehmung
Das Projekt findet über das Pfingstwochenende vom 11. bis 13. Juni 2011 auf dem „Urwaldsteig“ rings um den Eder-/Ederstausee im Landkreis Waldeck-Frankenberg (Nordhessen) statt. Der Urwaldsteig ist ein besonderer Wanderweg. Er verläuft zum Teil an den Steilhängen des Edersees, deren Baumbewuchs zu Deutschlands letzten Urwäldern zählt. Die komplette Wanderstrecke beträgt 70 km und ist in drei Tagen zu bewältigen. Die zwei Übernachtungen finden in Form von Biwakieren auf einem Campingplatz,sowie
bei einer Schutzhütte statt. Das Gepäck (Schlafsack, Kleidung, Lebensmittel) wird von Jedem selbst im Wanderrucksack getragen. Für die erste Etappe sind Geocaches eingeplant. An- und Abreise ist mit dem VW-Bus der Einrichtung und dank der Unterstützung eines Kollegen geplant.
3. Zielgruppe
3.1. Gruppenzusammensetzung
Wie bereits in Punkt 2.2. erwähnt, führe ich das Projekt mit den drei ältesten Jungs durch. Ein, an dem Wochenende, diensthabender Kollege ist als Fahrer eingesetzt. Eine zusätzliche Begleitperson während der Tour ist mein Freund Hannes. Die Jungs und er kennen sich von regelmäßigen Besuchen des Jugendzentrums, in welchem er mitarbeitet.
3.2. Beschreibung der Teilnehmer (anhand einer Tabelle mit Stichwörtern)
Thorsten
- sehr kreativ
- intelligent
- „Spaßvogel“, „Kasper“
- „Künstlertyp“
- ruhiger Typ
- „Schlurfi“
- verpeilt (steuerbar)
- situationsbedingt träge, faul
- knüpft schnell Kontakte zu anderen auffälligen Jugendlichen
- oft nicht „greifbar“,windet sich durchs Leben
- „Egal-Haltung“
- eher kleiner und schmächtig
- tänzelnde, federnde Schritte
- achtet wenig auf Hygiene und Aussehen
- 9. Klasse Hauptschule
- 15 Jahre alt
- nimmt Medikamente (ADHS, Schilddrüse)
Matthias
- fürsorglich
- sportlich
- hat Kraft, unterschätzt diese
- kontaktfreudig
- denkt mit (für sich und andere)
- „Schwätzer“ (sehr viel am Reden)
- lautes Organ
- „Besserwisser“
- in Meinung häufig sehr festgefahren
- zwanghaft, sehr strukturiert
- wenig flexibel
- aufbrausend
- häufiges Mißtrauen
- negative Grundhaltung
- große und kräftige Statur
- achtet auf Hygiene und Aussehen
- ordentlich gekleidet
- 9. Klasse Realschule
- 16 Jahre alt
- keine Medikamente (früher ADHSMedikament)
Sebastian
- hilfsbereit
- zuvorkommend
- meist verlässlich
- sportlich
- „hart im Nehmen“
- nett, freundlich
- übernimmt gerne Chefrolle, Kommandostil
- „Schwätzer“
- kritisiert gerne
- negative Stimmungsmache, Aufstacheln
- klein, aber durchtrainierte sportliche Figur
- achtet wenig auf Hygiene
- zeigt gerne mal freien Oberkörper
- 9. Klasse Hauptschule
- 17 Jahre alt
- keine Medikamente
Alle drei Jungs sind seit 2009 und 2010 in der Jugendhilfe Xy.
Ausschlaggebender Grund einer stationären Unterbringung durch das Jugendamt waren unter anderem länger andauernde „Schulverweigerung“ und soziale Verhaltensauffälligkeiten. Diverse Hilfestellungen von außen (Tagesgruppen, Einzelbetreuer) führten nicht zum gewünschten Verhalten der Jugendlichen. Seit Beginn der Maßnahme in Xy gehen die Drei in eine 19 km entfernte Gesamtschule. Thorsten und Sebastian sind in derselben Klasse des Hauptschulzweigs, werden demnächst ihren qualifizierenden Hauptschulabschluss erreichen und nach den Sommerferien die 10. Klasse Realschule besuchen. Alle Drei streben für 2012 die Realschulprüfung an.
4. Projektverlauf
4.1. Vorbereitung
Die bevorstehenden Sommerferien sind bereits verplant durch Heimfahrten der Jugendlichen zu den Eltern, der jährlich stattfindenden Sommerfreizeit durch Xy, sowie die Teilnahme der Jungs an einer Bergfreizeit von des Jugendzentrums. Aufgrund dieser Tatsache bleibt mir nur das verlängerte Pfingst-Wochenende oder die Herbstferien für meine Projektdurchführung. In Anbetracht der Unsicherheit mit
herbstlichem Wetter, entscheide ich mich für die erste Variante. Dieser enge zeitliche Rahmen erfordert ein zügiges Vorbereiten des Projekts. Die Idee mit dem Urwaldsteig hatte ich schnell, da ich diesen gerne selbst wandern wollte.
Herauszufinden und Vorzubereiten galt:
• Einkauf von Wanderkarte Edersee, Wanderführer Urwaldsteig,
! Akkus für GPS, Tagebücher, Stifte, Allzwegleine, Kocherkartuschen
• Wegstrecke Probe wandern
! (wie viel Zeit wird für bestimmte Strecke benötigt?)
• Regeln Nationalpark
• Kontakt zu befreundetem Förster, Tips einholen?
• Geocaches auf dem Weg verstecken?
• Nationalparkzentrum sich vorab kurz ansehen
• Übernachtungsmöglichkeiten organisieren (siehe Anlage: Vorbereitung); der südliche Teil ist Nationalpark und man darf nicht einfach biwakieren!
• Idee Nationalpark-Ranger für Nacht im Nationalpark + Infos
• Möglichkeit Campinplatz Teichmann (Vöhl-Herzhausen)
• Möglichkeit Schutzhütte Europahain (nördlich von Scheid)
• fehlende Wanderrucksäcke organisieren
• Einkauf bzw. Planung für gemeinsamen Einkauf der Lebensmittel
• Begleitung per Bus möglich bzw. Deponieren von Lebensmitteln, Zelt nötig?
• gibt es für Urwaldsteig einen Wanderpass? Stempelmöglichkeiten?
• Fahrtzeiten Waldecker Bergbahn
• wer kann uns hin- und zurückfahren?
• wer ist die 2. Begleitperson?
• wann Vortreffen mit den Jungs?
‣Vorstellen der Tour
‣Abfrage der Zusagen
‣Packliste + Einkaufsliste gemeinsam erstellen
•Notfallplan
• was, wenn Verletzte?
• wo kann man gut mit Auto wieder notfallmäßig einen abholen?
• Kollegen brauchen auch Karte!
• gibt es für den Notfall Fähren, die die Strecke abkürzen? Fahrzeiten?
• Dauerregen? Übernachtung trotzdem möglich?
• Abbruch Projekt z.B. wegen Gewitter, ...? Wann dann durchführen?
4.2. Geplanter Projektverlauf
Tag 1: Samstag, der 11. Juni 2011
08:00 Ankunft Saskja und Hannes in Xy
Rucksäcke in den VW-Bus verladen, Abfahrt
09:00 Ankunft auf dem Parkplatz vom Infozentrum E.ON
09:00 offizieller Start der Tour auf dem Urwaldsteig
Achten auf die Wegmarkierungen
Wahrnehmen der Rucksackschwere; Gewicht tragbar?
Herausfinden der 3 Geocaches unterwegs
zwischendrin kurze Pausen einlegen
13:30 Mittagspause bei dem letzten Geocache mit Brot, Belag, Wasser
14:30 weiter gehtʻs!
immer wieder kleine Trinkpausen mit Süßigkeiten, Studentenfutter einlegen
19:00 Ankunft am Campingplatz Teichmann,
Lagerplatz besetzen, duschen gehen bzw. im See schwimmen
20:00 Essen kochen
22:30 Nachtruhe
Tag 2: Sonntag, der 12. Juni 2011
08:00 Aufstehen, Frühstück
08:30 Tagesbesprechung, Aushändigen vom Wanderpass
Zusammenpacken, Flaschen auffüllen
09:00 Besuch des Nationalparkzentrum gegenüber vom Campingplatz
10:00 Start der Tagesetappe Urwaldsteig
in Herzhausen kurze Trinkpause, Holzschiff „entern“, Schatztruhe plündern
genügend Trinkpausen
14:00 Mittagspause Aussichtspunkt Katzenberg
ausreichende und häufige Trinkpausen mit Müsliriegel
20:00 Ankunft Schutzhütte Europahain
Essen kochen
22:30 Nachtruhe
Tag 3: Montag, der 13. Juni 2011
08:00 Aufstehen, Frühstück
08:30 Tagesbesprechung
Zusammenpacken
09:30 Start der letztenEtappe vom Urwaldsteig
10:30 Ankunft in Nieder-Werbe, Aufsuchen einer Stempelmöglichkeit
auf dem Weg Kooperationsaufgabe „Zusammengeschnürt“
13:00 Ankunft Waldecker Bergbahn-Station
Abzählen der Goldtaler + Fahrt mit der Gondel hoch zum Schloss Waldeck
gemeinsames Suchen nach Restaurant für Abschlussessen
16:00 Erreichen der Staumauer vom Edersee
Aufsuchen der Edersee-Touristeninformation
Erhalt der Urwaldsteigurkunden
Abschlusseflexion, anschließend Cappuccinopause
18:00 Ankunft beim E.ON-Parkplatz Hemfurth
Abholung mit VW-Bus durch Kollegen
Ausladen des Gepäcks
Abendessen mit den Anderen / Abfahrt Saskja und Hannes
Antworten bezüglich Fragen bei der Vorbereitung:
๏ trotz angekündigtem Regenwetter wird die Abenteuertour stattfinden
Nacht: Überdachung Campinplatz / Vorbau von Nationalparkzentrum, Hütte
๏ bei Gewitter wird Aktion abgebrochen, wir lassen uns abholen
๏ bei Verletzten wird entschieden: Kollege fährt zum Arzt oder Aktion wird beendet
๏ alle Lebensmittel sind von Anfang an gleich im Rucksack zu verstauen, kein Depot
๏ Abkürzung der Strecke mit Fähren möglich
bzw. Möglichkeit mit VW-Bus zu anderem Treffpunkt, wie vereinbart, zu kommen
Kollegen bekommen Kopie unserer Karte mit Übernachtungsplätzen
๏ WG-Mitbewohnerin ist über das Wochenende bei ihren Eltern beim Edersee
könnte im Notfall mit Auto zügig bei uns sein
๏ Einkauf der Lebensmittel mit den Jungs am Freitag
๏ Packen der Rucksäcke, Lebensmittelverteilung am Freitagabend (Liste siehe Anhang!)
4.3. Tatsächlicher Projektverlauf
Tag 1: Samstag, der 11. Juni 2011
08:05 Ankunft Saskja und Hannes in Xy, 1.Hilfe-Set aus Büro geholt
08:15 Rucksäcke verladen, Abfahrt
09:00 Ankunft auf dem Parkplatz vom Infozentrum E.ON
09:00 Tourstart im Nieselregen
- GPS aktiviert
- Aufstieg gut gemeistert
- 1. Geocache nur mit mündlicher Hilfe gefunden
- Umverteilung Rucksackinhalt Sebastian zu Thorsten
- Austeilen der Karten, Stimmungsabfrage
- 2. und 3. Geocache gefunden
14:30 Ankunft beim letzten Cache, Mittagspause an ausgetrockneter Bucht
vom Edersee mit Brot, Belag, Wasser
15:15 durch Abkürzen auf Edersee-Rundradweg „gelandet“,
später wieder auf Urwaldsteig gewechselt
letzte Trinkpause bei Grillhütte Kirchlotheim,
Kundgabe des Übernachtungsziels
19:30 Ankunft am Campingplatz Teichmann bei Kirchlotheim
Lagerplatz besetzen, duschen gehen
20:00 Essen kochen
Reflexion anhand Streichholz
„Motivation und Belohnung“ Goldtaler
Austeilen der Tagebücher, Stifte
22:00 Jungs sind wieder im Lager
gemeinsames Sitzen bei Kerzenlicht, nette Gespräche, Stock schnitzen
22:30 Nachtruhe
Tag 2: Sonntag, der 12. Juni 2011
08:00 Aufstehen, Frühstück
09:30 Stimmungsabfrage
Tagesbesprechung, Aushändigen vom Wanderpass
Zusammenpacken, Flaschen auffüllen
gemeinsames Entscheiden wegen Ausstellung Nationalparkzentrum
10:00 1. Stempel in Wanderpass beim Nationalparkzentrum
Start der Tagesetappe Urwaldsteig
in Herzhausen kurze Trinkpause, Holzschiff „entern“, Schatztruhe plündern
14:30 Mittagspause Aussichtspunkt Katzenberg
15:45 Jungs entscheiden über nächste Wegstrecke, Aufbruch zu Nebenroute
wieder auf Urwaldsteig, 2. Teil Knorreichenstieg
Wasser auffüllen beim Campinplatz Scheid
18:15 Ankunft Schutzhütte Europahain
Reflexion anhand Emotionen von A-Z
Jungs und Hannes machen Erkundungstour
Essen kochen
22:00 Jungs sind wieder im Lager, übernachten zu dritt unter Hüttendach
22:30 Nachtruhe bzw. Jungs sind noch lange am Stockschnitzen und Unterhalten
Tag 3: Montag, der 13. Juni 2011
08:00 Aufstehen, Frühstück
08:45 Tagesbesprechung
Zusammenpacken
09:30 Kooperationsaufgabe: Plane
10:00 Start der letztenEtappe vom Urwaldsteig
11:00 Ankunft bei der Jausenstation Werber-Eck in Nieder-Werbe,
leider dort keine Stempelmöglichkeit!
Auffüllen unserer Flaschen
Toilettengang
Kooperationsaufgabe „Zusammengeschnürt“,
sowie Blinde durch einen Parcour führen anhand eines Seils (Matthias)
11:30 durch den Ort zum Urwaldsteig, Gruppenphoto bei Holzschild „Einstieg“
13:30 Ankunft Waldecker Bergbahn-Station
Abzählen der Goldtaler --> alle haben mehr als genug!
Fahrt mit der Gondel hoch zum Schloss Waldeck
Suchen nach Restaurant ist schwierig wegen Uhrzeit
Abschlussmittagessen in einem griechischen Restaurant
16:30 Erreichen der Staumauer vom Edersee
Besuch der Edersee-Touristeninformation
Abschlusseflexion, anschließend Cappuccinopause
Erhalt der Urwaldsteigurkunden + Pin zum Anstecken
18:00 Ankunft im Ortskern von Hemfurth
Zusammentreffen mit Kollegen im VW-Bus
Rückfahrt nach Xy
Ausladen des Gepäcks
Aufhängen der Schlafsäcke zum Lüften
Übergang zum alltäglichen Abendessen mit den Anderen
Abfahrt von Saskja und Hannes
4.4 Abschluss
Mit dem Erreichen der Waldecker Bergbahn montags um die Mittagszeit und der Ankündigung, das Abschlussessen vorzuziehen, setze ich einerseits auf die Belohnung all der Strapazen der letzten Tage, als auch auf die Motivation noch die wenigen Stunden bis zum Erreichen unseres Ziels durchzuhalten. Von Waldeck aus hat man eine herrliche Sicht auf den Edersee und erhält durch die Vogelperspektive
einen Gesamteindruck über die „Länge“ unserer Tourenstrecke. Während wir auf unser Essen von dem griechischen Restaurant „Athen“ warten, unterhalten wir uns über die vergangenen gemeinsamen Tage. Wir lassen es uns schmecken und mancher einer ist verblüfft über das schnelle Sättigungsgefühl. Die Wahrnehmung der eigenen körperlichen Leistung bzw. deren Grenzen sind somit auch auf anderer
Ebene spürbar. Die Strecke zur Staumauer des Edersees wird gut bewältigt, Erschöpfung macht sich langsam breit. Der Erhalt unserer Urwaldsteigurkunden verzögert sich, wir nutzen das Warten für eine abschließende Reflexionsrunde. Es hat allen sehr gut gefallen, viele persönliche Erfahrungen und Rückschlüsse werden mitgenommen, das Gruppengefühl aller hat sich sehr gestärkt und auch die
Beziehung der drei Jungs untereinander ist enger geworden. Anfängliche Befürchtungen verkehrten sich zum Teil zu positiven Erfahrungen oder sind nicht eingetreten wie z.B. die Bekanntschaft mit Wildschweinen. Mit Freude am Gelingen der gemeinsamen Aktion machen wir uns auf den Weg zum Treffpunkt. Die letzte Wegstrecke und die Fahrt nach Xy erfolgen ruhig und in Gedanken versunken. Jeder stellt sich nun wieder auf die Rückkehr in den „normalen“ Xy-Alltag ein, welcher nach dem Ausladen des Gepäcks in das gemeinsame Abendessen mit den anderen Jugendlichen und Kollegen übergeht.
5. Nachbereitung
5.1. Veränderung bei den beteiligten Jugendlichen
Im Laufe der Tour hat sich die Beziehung der Jungs untereinander verändert. Aufgrund der vielen möglichen Gesprächs- und Nachdenkzeiten während dem Wandern sind einige Themen beispielsweise Schulschwänzerei bei allen Dreien wieder „hochgekommen“. Es fand ein lebhafter Austausch über Vergangenes und Gegenwärtiges statt. Im Grunde genommen haben alle Drei für sich erkannt, wie
wichtig die Schule ist und wie erleichtert sie eigentlich darüber sind, dass durch „Xy“ ihnen der Schulbesuch wieder möglich ist. Hier ein Kommentar von Sebastian im Laufe einer Unterhaltung: „Ich wusste nicht, dass Matthias auch wegen Schule schwänzen in Xy ist“. Diese Bemerkung zeigt, dass trotz der vergangenen gemeinsamen Jahre in Xy der Kontakt untereinander nie besonders in die Tiefe gegangen ist.
Eine andere Aussage, nämlich die von Matthias („Wir sind wie Geschwister, wir können nicht mit und können nicht ohne uns. Wir hassen und wir lieben uns“) zeigt wiederum eine völlig andere Sichtweise. Matthias spricht im Alltag häufig über seinen Geburtsort bzw. seine Herkunft, formuliert den Wunsch wieder dorthin zurückzukehren. Auf der Tour scheint es, als ob sich die Einstellung, wie er sich beziehungsmäßig zu den anderen Jugendlichen von Xy sieht, verändert hat. Sie sind ihm wichtige
Wegbegleiter geworden, die er sogar auf die Position von Geschwistern setzt. Und man nimmt ihn in Xy in letzter Zeit auch des öfteren als fürsorglichen „Bruder“ wahr. Er erinnert die Jüngeren an die Abfahrtszeiten zum Schulbus, achtet auf die Nachzügler.
Thorsten ist durch sein Durchhaltevermögen und seine Ruhe bzw. Ausgeglichenheit auf der Tour positiv aufgefallen. Sein sonst häufiges pausenclownmäßiges, herumhampelndes Verhalten ist zum Einen durch die ständige Bewegung (durch das Laufen) abgedeckt und zum Anderen hat er nicht wirklich „Zuschauer“ oder eine „Bühne“. Auffallend ist, dass er verschiedensten Ansprüchen der Tour, wie aus dem Alltag bekannt, stetig „neutral“ begegnet und nur einmal eine emotionale Grenze erreicht. Die Situation spielt sich an der Waldecker Bergbahn am letzten Tag ab. Wie die Anderen auch, sitzt er auf dem Boden und zählt seine Goldtaler. Diese lagen für alle ersichtlich ausgebreitet vor ihm. Interessierte Blicke von Spaziergängern führen bei ihm zu einem absolutem Schamgefühl. Er fühlt sich „wie ein Penner, der sein Geld zählt“. Diese Erfahrung wird er voraussichtlich nicht mehr so schnell vergessen
und ihm hoffentlich im Laufe seiner beruflichen Entwicklung Antrieb geben.
Weitere wichtige Erfahrungen bei den drei Jungs:
• sich vorbereitet fühlen für die Bergtour in die Schweiz im Sommer
• gestiegenes Selbstbewusstsein durch bewältigte Herausforderung
• gemeinsame Erfahrung verbindet nun Matthias, Thorsten und Sebastian
• durch körperlichen Einsatz und Durchhaltevermögen wurde gemeinsames Ziel erreicht!
5.2. Reaktionen in der Einrichtung
Die Jungs berichten begeistert von ihrer gemeinsamen Tour. Die ausgeteilten Photos (erfolgte Monate später aufgrund der Sommerferien) zeigen Thorsten, Sebastian und Matthias mit Stolz den anderen Jugendlichen und Mitarbeitern und erzählen verschiedene Erlebnisse und Eindrücke.
Hierbei erkennt man, wie wichtig es für Jugendliche ist, solche außergewöhnlichen Erfahrungen zu machen. Das Erlebnis steht im Vordergrund. Anforderungen, die auf einer völlig anderen Ebene stattfinden, werden angenommen und sogar überwunden. Es ist ein wichtiger, eigentlich sogar lebenswichtiger Punkt: Herausforderung anzunehmen und zu bewältigen! Gerade auch in dem Lebensalter der Jungs sind Anforderungen an Körper und Psyche wichtige Voraussetzungen für das Älter werden und Reifen. Aus diesem Grund befürwortet und unterstützt bzw. fördert die Jugendhilfe Xy solche „Abenteuer“ und ist gespannt, was für erlebnispädagogische Aktionen weiterhin organisiert werden.
6. Reflexion
6.1. Besondere Erlebnisse
Drei Tage allein verantwortlich für die drei Jungs zu sein war für mich eine besondere Erfahrung, da ich sie sonst „nur“ im Gruppengefüge mit den Anderen betreue bzw. meist auch andere Kollegen bei stattfindenden Freizeiten anwesend sind. Was mich anfangs gedanklich überforderte, war schlussendlich für mich ein sehr positives Erlebnis dieses Projekt alleine zu planen und zu organisieren. Nach einigen Tagen Vorbereitungszeit, galt es die Jungs für mein Projekt zu begeistern. An diesem Moment hing alles. Im Anbetracht der wenig vorhandenen Zeit, rief ich die Drei relativ spontan zu einem „Überraschungsgespräch“ zusammen. Schnell saßen sie voller Spannung und Neugier im Besprechungsraum. Ich hatte ein paar Utensilien, die man für eine solche Tour benötigt zusammengesucht, für jeden der Jungs ein Namenskärtchen geschrieben. Alles legte ich verdeckt auf den Tisch. Jeder durfte sich einen Gegenstand ziehen und erraten. Die Jungs waren sehr aufgeregt, was
nun kommen würde. Ich erklärte ihnen meine Idee mit dem Urwaldsteig, ließ Jeden sein Namenskärtchen suchen und stellte dann eine Schüssel in die Mitte des Tisches. „Jeder, der sich auf die Abenteuertour einlassen möchte, ist eingeladen sein Kärtchen in die Schüssel zu legen.“ Kaum ausgesprochen, hatten Sebastian und Thorsten bereits ihre Bereitschaft signalisiert. Matthias tat sich sehr schwer mit der Entscheidung, dachte laut vor sich hin. Aber er entschied sich dann auch dafür mitzukommen. Das positive Erlebnis, dass alle drei „Ja“ gesagt haben, stimmte mich sehr freudig
und bestätigte mir, dass das Abenteuer nun beginnen konnte. Während der Tour war ich positiv überrascht, wie schnell die Gruppe zu einem Team zusammenwuchs. Ehrliche, offene Gespräche über Vergangenheit und aktuelle Themen, über Gedanken waren stetige Begleiter. Die Jungs suchten immer wieder die einzelnen Kontakt- und Gesprächsmöglichkeiten zu mir und Hannes.
Den Kontakt zwischen Matthias und Sebastian, Thorsten empfand ich als spannend. Anfangs war größere Distanz ersichtlich, Matthias suchte ab und zu Kontakt zu den Beiden, war jedoch viel auch für sich unterwegs. Als ich das Handythema (am 1. Tag wurde ständig am Handy herumgespielt) angesprochen hatte, war in diesem Punkt eine Veränderung zu spüren. Er suchte vermehrt (und es wurde ihm auch von den Anderen eingeräumt) den Kontakt zu Sebastian und Thorsten. Es fanden viele Dreiergespräche neben dem Wandern statt. Und die Jungs suchten sich am 2. Abend gemeinsam eine Schlafstelle aus.
6.2. Erkenntnisse und Erfahrungen
Das gemeinsame Erlebnis von Thorsten, Matthias und Sebastian tat allen Dreien gut. Sie hatten Zeit sich auf sich selbst zu konzentrieren, waren nicht abgelenkt durch Jüngere und konnten so ganz ungestört bestimmte Themen „wälzen“. Nebeneffekt war, dass durch die nichtvorhandene Ablenkung ersichtlich wurde, wie sonst das „Zusammenspiel“ beispielsweise mit Matthias und den Kindern aus Xy funktioniert. Matthias redet den Tag über viel und vor allem auch viel Destruktives, Überflüssiges oder an den Haaren herbeigeführtes. Er beharrt verbissen auf seiner Meinung, lässt sich häufig nicht auf Veränderung ein. Das führt u.a. oft zu Konflikten mit D., welche dann eskalieren. Auf der Tour richtete Matthias, wenn auch unbewusst, sein Augenmerk auf den „Schwächsten“. In diesem Fall auf Thorsten, den er häufig disste oder mit Schimpfwörtern belegte. Darauf angesprochen, reagierte er mit Lachen und dass er es doch nicht böse meint. Thorsten markierte erst den Verletzten, dann signalisierte er Matthias jedoch auch seinen Spaß bei dem Ganzen. Interessanterweise verändert sich in letzter Zeit etwas Gravierendes zwischen Thorsten und Matthias. Die Urwaldsteigtour liegt bereits über 3 Monate zurück. Thorsten weist ihn nun öfter in Schranken, hat ihn sogar aufgrund der intensiven Motzhaltung beim Sportmachen in Xy kürzlich spontan vom Platz verwiesen. Matthias folgte den Anweisungen. Erstaunlich, dass er den Kontakt zu Jüngeren ständig durch blöde Sprüche herstellt, aber wie in diesem Fall sofort „kuscht“ und seine Rolle als „Älteren“ nicht einfordert. Er verfällt dann wieder in seine Stimmung „Ist eh alles scheiße hier, ich will zurück nach Hause.“ In diesem Punkt muss er noch lernen mit Konflikten, die er zum Teil auch selbst verursacht, altersgemäß umzugehen. Alle drei Jungs haben in den Sommerferien an der Jungsfreizeit von Jugendzentrum in den Schweizer Bergen teilgenommen. Sie konnten auf Erfahrungen durch die Urwaldsteigtour (Rucksack packen, Achten auf reduziertes Gepäck, stetiges Gehen, einfaches Essen usw. ) zurückgreifen, was ihnen hilfreich war. Grenzerfahrungen, wie beispielsweise am Steilhang beim Edersee zu wandern, wurden auf der Freizeit erweitert. Dort wanderten sie zum Teil auf einem Grat zum Gipfel. Matthias war als Einziger dieser Situation nicht mehr gewachsen, er verweigerte die Gipfelbesteigung, blieb auf dem Grat sitzen und wartete auf die Rückkehrer. Sebastian, der auf der Tour an seine körperlichen und emotionalen Grenzen kam, wurde in der Schweizfreizeit für seine stetige Energie, Hilfsbereitschaft auch schwere Dinge zu tragen (z.B. Zelt) sehr gelobt. Eine andere Herausforderung war für ihn, dass er sein Handy nicht auf der Hütte laden konnte. Was auf unserer Tour ja gar kein Thema war!
Das Fazit ist, dass je nach Umfeld, Situation und Konstellation der Teilnehmer verschiedene Verhaltensweisen zu Tage kommen, denen es zu begegnen gilt und entsprechende horizonterweiternde Erlebnisse möglich gemacht werden. Es müssen hierbei keine großartige, spektakulär geplante Aktionen sein, die die Jungs vorwärtsbringt. Oft reichen minimale Begebenheiten oder Begegnungen, die eine große Wirkung nach sich ziehen. So wird beispielsweise eine bestimmte Aussage eines Jungen („Ich brauch eh kein Essen, ich halte es ganz gut ohne aus!“) wörtlich genommen und in den Pausensituationen und der von ihm sofort geäußerten Frage, wann es Essen gibt, gespiegelt. Dieser Junge wird mit Sicherheit etwas aus dieser Situation lernen, nämlich dass tagelange körperliche Anstrengung für ihn nur bedingt ohne Essen möglich ist. Des weiteren hat er damit zu rechnen, dass seine voreiligen, unüberlegten Aussagen vom Gegenüber ernst genommen werden. Er merkt, dass genau in den Situationen, in denen er seine eigenen Aussagen nicht ernst nimmt, der Andere darauf Acht gibt.
„Denn Kinder vergessen leicht was sie gesagt haben und was man ihnen gesagt hat, aber nicht, was sie getan haben und was man ihnen tat.“
7. Literaturverzeichnis
BERG, Klaus: Gediche im Gedächtnis?: Vom Verlust der Gedächtniskultur in und außerhalb der Schule, Würzburg: Königshausen und Neumann, 2005
EDERSEE TOURISTIC GmbH: Urwaldsteig Edersee: Wanderführer. Wandern in wilder Natur im Natur- und Nationalpark Kellerwald-Edersee, 4. Auflage Niedenstein: cognito, 2010
HECHMAIR, Bernd / MICHL, Werner: Erleben und Lernen: Einstieg in die Erlebnispädagogik, 3. erweiterte und überarbeitete Auflage Neuwied, Kriftel, Berlin: Luchterhand, 1998
REINERS, Annette: Praktische Erlebnispädagogik: neue Sammlung motivierender Interaktionsspiele, 5. Auflage Augsburg: ZIEL, 2000
ROUSSEAU, Jean-Jacques: Emil oder über die Erziehung, 3. Auflage Paderborn, 1975
8. Anhang
8.1. Vorbereitung
8.1.1 Informationen sammeln
8.1.2. Probewanderung: Samstag, den 14. Mai 2011
• 11:15 bis 15:45 Uhr Urwaldsteig E.ON Hemfurth über Sauermilchplatz bis
! T-Kreuzung direkt vor dem Edersee
• unterwegs 3 Geocaches versteckt und Koordinaten aufgeschrieben
• 15:45 bis 20:00 Uhr über Radweg direkt am Edersee nach Bringhausen,
! dann wieder zum Sauermilchplatz, über Urwaldsteig zurück zu E.ON
! (anbei Kartenausschnitt: blau = Urwaldsteig / weiß = Rad-/Wanderweg)
8.1.3. Telefonate am 25.Mai 2011:
- Nationalparkzentrum (05635-992781):
• Ausstellung des Zentrums über den Nationalpark:
! Computeranimationen, Animation durch Anfassen, Kurzer Film
• geöffnet April Oktober täglich 9-18 Uhr
• Eröffnung 2008
• mindestens 1 bis 1,5 h einplanen für Rundgang
• „Ranger“ laufen über Nationalparkamt Bad Wildungen
- Nationalparkamt Bad Wildungen (05621-75249-0):
• ab 8 Personen erst Ranger buchbar
• Angebote für diverse Touren in den Nationalpark
! zum Beispiel (z.B.) Fldermäuse, ...
• Rast ist ok, aber kein Feuer
• es gibt keine „Hütte“, Übernachten nicht erlaubt
• Tip: Übernachtung in Burg Hessenstein
• Frage nach Zuständigkeit für Naturpark (Nördlicher Ederseeteil)
- Naturparkamt Bad Wildungen (05621-969460)
• campen nicht erlaubt
• biwakieren: Genehmigung von Grundeigentümer nötig
• Forstamt Vöhl ist Ansprechpartner (05635-8888-0)
- Forstamt Vöhl: Hr. Weber (05635-8888-0)
• spricht nochmal mit seinem Chef
• es spricht nichts gegen Übernachtung in Hütte Europahain
• von Sonntag auf Montag
• wenn er sich nicht mehr bei mir meldet, benötige ich keine
• schriftliche Vereinbraung bzw. dürfen wir dann einfach übernachten
- Edersee-Fähre (05631-95690) / Fährmann (05635-993652)
• Scheid Rehbach: 11 bis 18 Uhr, 2,50 € pro Person
• Asel Asel-Süd: 10 bis 16 / bei viel Betrieb auch bis 21 Uhr
! (aber anrufen!), 2,00 € pro Person
• Bringhausen Scheid / Rehbach: nach getaner Arbeit und Anruf möglich
8.1.4. Erkundungsfahrt Nationalparkzentrum,
Kontaktaufnahme Campingplatz Teichmann (27. Mai 2011):
- es gibt für den Urwaldsteig tatsächlich Urkunden und Pins!
- bei Anmeldung Campinplatz unsere Übernachtung angefragt; eigentlich ist über
Pfingsten alles „dicht“, aber wir sind ja ohne Zelte!
- Pauschale von 15 € ausgemacht
8.2. Material
benötigtes Material vorhanden bringe ich mit
Wanderrucksäcke
Wanderstiefel
Isomatte
Schlafsack
Regenjacke
Kocher
Töpfe
Besteck
Schüssel
Tasse
Trinkflasche
Taschenlampen
8.2.1. Packliste (Samstagabend bis Montagmorgen)
- Socken (1-2 Paar)
- T-shirt (1-2)
- Jogginghose
- Wechselunterwäsche (2-3)
- Halstuch, Mütze
- Sonnenbrille
- Zahnbürste, Zahnpasta
- Kleines Handtuch
- Badehose
- Taschenlampe (inklusive Batterien)
- Taschenmesser (wer hat)
- Schlafsack
- Isomatte
8.2.2. gleich morgens anzuziehen
- Zipphose
- Sport T-shirt
- Wandersocken
- Wanderstiefel
8.2.3. Griffbereit oben im Wanderrucksack:
- Fleecejacke oder Pulli
- Regenjacke
- (falls vorhanden) Regenhose
- gefüllte Trinkflasche (mit Leitungswasser, Tee oder Saftschorle)
- Besteck, Schüssel, Tasse (bei Saskja erhältlich!)
8.2.5. entstandene Kosten
- Fahrtkosten: 19,80 € (Hin- + Rückfahrt 66 km)
- Lebensmittel: 70,76 €
- Campingplatz: 15,00 €
- Seilbahn: 11,00 €
- Restaurant: 60,00 €
- Tagebücher + Stifte: 9,94 €
- Allzweckleine: 3,29 €
- Taschenmesser: 3,29 €
- Akkus GPS: 5,99 €
Gesamtbetrag von 199,07 € übernimmt Xy " (Verrechnung mit „pädagogischen Mitteln“)
Die Kosten für Erkundungs- und Informationsfahrten mit eigenem Auto, Kauf von Wanderführer und Wanderkarte habe ich selbst übernommen.
8.3. Kooperationsaufgaben und Nachbesprechungsspiele (nach REINERS 2000)
geplant und eingesetzt
„Plane“ (eigene Idee):
- Material: 1 Plane
- Ziel: Zusammenarbeit auf weitem Raum bis hin zu wenig Raum, Absprachen treffen, Abbau von Berührungsängsten
- Beschreibung: Die Teilnehmer stellen sich verteilt auf die Plane und entwickeln eine Strategie, wie sie gemeinsam die große Plane zusammenlegen können bis sie ein möglichst kleines und geeignetes Packmaß ergibt.
- Erfahrungen: genaues Planen und abgestimmtes Durchführen erforderlich
„Zusammengeschnürt“:
- Material: 1 Seil
- Ziel: Erlernen von Problemlösungsstrategien, Zusammenarbeit, Abbau von Berührungsängsten
- Beschreibung: Die Teilnehmer stellen sich eng zusammen und es wird möglichst eng ein Seil um alle herumgebunden. Die Aufgabe ist es gemeinsam von A nach B zu gelangen
- diverse Variationen möglich z.B. allen bis auf einen werden die Augen verbunden
- Erfahrungen: Vorüberlegung, Taktik und gegenseitige Abstimmung ist erforderlich „Emotionen von A - Z“
- Ziel: Ausdrücken und Beschreiben von Gefühlen
- Material: pro Teilnehmer ein Blatt Papier und ein Stift
- Beschreibung: auf das Blatt wird von Jedem untereinander das Alphabet geschrieben. Nun sollen die Teilnehmer für jeden Buchstaben einen Ausdruck oder ein Gefühl, passend der zu besprechenden Aktivität, aufschreiben. Anschließend werden die Worte einzeln vorgelesen und zwei davon näher erklärt (positiv und negativ).
- Variationen: es können auch mehrere Punkte näher besprochen werden.
- Erfahrungen: die Gruppe wird sensibler für die Gefühle der anderen. Auch die Diskussion hat ihre Wirkung auf die Teilnehmer. Jedem wird bewusst, wie verschieden manchmal die Fremd- und die Eigenwahrnehmung ist.
8.4. Tagebuch
Tag 1: Samstag, der 11. Juni 2011
Mit Verspätung erreichen wir die Jugendhilfe Xy um 08:05 Uhr. Unser Gepäck lassen wir vor dem Eingang stehen. Hannes wartet in der Eingangshalle, während ich aus dem Büro noch das bereitgelegte 1.Hilfe-Set hole. Ein Jugendlicher (Matthias) begegnet mir im Flur und informiert mich darüber, dass die anderen beiden Jungs mit dem diensthabenden Kollegen (entgegen der gestrigen getroffenen Absprachen) gerade zu frühstücken beginnen.
Es gibt eine kurze angespannte Situation unter uns Kollegen, welches in dem Nichtpräsenthaben der vereinbarten Abfahrtszeit bzw. meiner 5-minütigen Verpätung den Ursprung hat. Die beiden Jugendlichen Sebastian und Thorsten räumen währenddessen ihre Teller weg und richten sich für die Abfahrt, die gegen 08:15 Uhr stattfindet. Aufgrund dem regnerischen Wetter, der frühen Uhrzeit und dem „vorangegangen Konflikt“ verläuft die Fahrt nach Hemfurth sehr ruhig.
Um 09: 00 Uhr erreichen wir unseren Startpunkt.
Es regnet, während wir unsere Rucksäcke aufziehen und uns zum Gruppenbild zusammenstellen. Die Stimmung ist gut. Es erfolgt eine Information über das wegweisende Schild des Urwaldsteigs (weiße Buchstaben UE in blauem Punkt), sowie die herausfordernde Aufgabe mit Hilfe eines GPS-Geräts 3 versteckte Schätze auf dem Weg zu finden. Thorsten übernimmt für den ersten Teil die Verantwortung für das GPS-Gerät.
Der Urwaldsteig beginnt ab dem E.ON-Zentrum mit einem kurzen, jedoch heftigen Aufstieg zum „großer Hegekopf“, es werden ca. 200 Höhenmeter auf relativ kurzer Strecke zurückgelegt.
Das Suchen des 1. Cache erfolgt kurz nach dem beschwerlichsten Anstieg, welches zeitgleich als Motivation für den Weg gedacht ist. Leider erschwert sich das Finden aufgrund zu grober Koordinatenangabe bzw. unvorhergesehenen wechselnden Angaben des GPS-Geräts. Dies führt zu wenig Motivation von Thorsten (hat recht schnell das GPS an Sebastian abgegeben) und Matthias, „ohne Plan im Dreck herumzuwühlen“. Sebastian ist motiviert, da er weiß, dass ich das Vorhandensein eines Cache bestätige. Auf dezente Hinweise entdeckt Matthias den Schatz unter einer Baumwurzel. Es ist ein kleiner
Brief von mir mit Lob und Motivation („Jippie. Cache wurde gefunden. Ich wünsche euch/ uns eine gute gemeinsame Tour :-) Saskja!“).
Auf meinen Tip hin, auf angemessene und gerechte Verteilung der Lebensmittel in den gepackten Rucksäcke zu achten, wird unterwegs von Sebastian ein Zwischenstop eingefordert. Ihm ist der Rucksack zu schwer bzw. fällt ihm auf, dass er seinen Rucksack schließlich auch den ganzen Tag tragen muss.
Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Gewichtsverteilung folgendermaßen:
Sebastian: 14,1 kg
Thorsten: 8,4 kg
Matthias: 11,8 kg
Allen Dreien ist klar, dass Thorsten nun von Sebastian Lebensmittel abnehmen muss. Es erfolgt eine Umverteilung von wenigen, jedoch schwereren Lebensmittel (z.B. Käse). Weiter geht es im stetigen Wechsel zwischen Nieselregen und Sonne. Alle sind guter Dinge, die Jungs sind fast die ganze Zeit am Reden und Lachen. Während Thorsten und Sebastian etwas langsam das Schlusslicht bilden, sieht man Matthias häufig ganz vorne allein gehend. Sein Begleiter ist das mitgenommene Handy, er sieht ständig auf das Display seines Handys, schreibt sms oder prüft auch nur nach, ob eine Mitteilung gerade ankommt. Ihn stört das Alleine gehen nicht, jedoch das Trödeln der beiden anderen Jungs.
Bei dem nächsten Cachepunkt „Geile Aussicht“ findet eine kurze Trinkpause auf einer Bank statt. Ich teile an Jeden der Jungs 2 Karten und Stifte aus. Die grüne Karte regt zum Nachdenken und Aufschreiben von positiven Elementen an, die die Abenteuertour mit sich bringen könnte. Auf die orangene Karte schreiben die Jungs Stichworte zu möglichen negativen Erlebnissen. (Die Ergebnisse der Karten sind in der Abschlussreflexion und deren Auswertung am 3. Tag ersichtlich!)
Nach der Reflexion bemerkte ich, dass Matthias, Sebastian und Thorsten zu dritt vorne gehen. Sie unterhalten sich und der gemeinsame Gedankenaustausch scheint allen dreien gut getan zu haben.
Thorsten ist der Finder des 2. Cache, versteckt an einem großen Felsblock in der Nähe des Weges. Es ist ein kleines Päckchen Magnesium für eine Person. Es wird sich schnell auf Thorsten als Finder geeinigt.
Der 3. Schatz wird von Sebastian entdeckt (an einem Stein an einem Hang), es ist ein Hanuta mit einem Brief („ Energieschub gefällig? Ihr seid tolle Wanderer, ihr könnt stolz auf euch sein! Gruß Saskja“).
Matthias mit seinem Gerechtigkeitssinn bemerkt, dass nun auch alle 3 etwas gefunden haben! Es folgt eine kurze Süßigkeitenpause mit der Überlegung, wo wir am Besten eine schöne Mittagspause einlegen können. Es ist 14:30 Uhr und wir befinden uns an einer Weggabelung am Rande des Edersees (welcher bisher nur von Weitem zu sehen war). Gemeinsam beschließen wir ein Stück weiterzugehen und nach einem Platz Ausschau zu halten. Möglichst am Wasser, ist das Ziel. Zu dem Zeitpunkt führt der Edersee wenig Wasser und wir entdecken einen trockenen Ausläufer als möglichen Rastplatz. Der Weg nach unten ist nicht ganz einfach, da es lockerer Kies ist. Alle schaffen es und wir machen ca. 45 Minuten
Pause. Es gibt Brot, Käse, Salami, Erdnussbutter und Wasser. Zuletzt gönnen wir uns noch Trinkschokolade und Kaffee.
Die Stimmung ist gut, als wir wieder aufbrechen. Das Zurückkommen auf den Weg stellt manchen vor eine Herausforderung: steile Uferwand mit lockeren Steinen. Hochrennend oder kraxelnd, mit letzter Hilfestellung an der Böschung durch Hannes kommen alle wohlbehalten oben an. Aufgrund der Abkürzung über die Bucht, bemerken die Jungs nach einigen Metern recht schnell, dass dies nicht der
eigentliche Urwaldsteig ist. Wir befinden uns auf dem Edersee-Rundradweg. So folgen wir diesem, genießen das Gehen auf gleichbleibender Höhe. Unterhalb des Ringelsberg stoßen wir wieder auf unsere bekannte Wegmarkierung UE. Die nächsten Stunden wandern wir mit guter Stimmung und im Sonnenschein. Vorbei geht es am Buchen-Urwald (Ringelsberg)11, an Hügelgräber (Erhebungen)12,
Weggabelungsschild „Himmelsbreite“. Die Wasserflaschen leeren sich schnell, der Ein oder Andere benötigt Nachschub aus dem Reservekanister. Unsere letzte Rast legen wir am Ortseingang von Kirchlotheim in der Nähe einer Grillhütte ein. Hier erfahren die Jungs auch nähere Infos zu unserer Übernachtungsstelle unter freiem Himmel. Alle sind körperlich geschafft, dennoch glücklich, dass wir bald unser Ziel erreichen. Gegen 19:30 Uhr erreichen wir den Campingplatz Teichmann. Wir beziehen unser Lager unter großen Nadelbäumen, in unmittelbarer Nähe zum Waschhaus. Die euphorische Idee der 3 Jungs sofort in den See zu springen, ist schnell verflogen. Die Abendtemperatur lädt nun vielmehr zu einer warmen Dusche ein. Während Matthias sich schnell zum Duschen motiviert (leider bemerken muss, dass er keine Seife dabei hat und sich eine von Hannes ausleiht), gehen Sebastian und Thorsten es
eher gemächlich bzw. nach dezenten Hinweisen an. Hannes und ich kochen währenddessen das Abendessen, es gibt Spaghetti Arabica. Anschließend werden die Jungs zum gemeinsamen Spülen verpflichtet. Dieses verläuft in spaßiger Unterhaltung. Die Reflexion des Tages erfolgt anhand eines angezündeten Streichholzes. Alle sind zufrieden, stolz auf ihre Tagesleistung und gespannt auf die Nacht im Freien. Als weiteren, kurzen Reflexionspunkt kommen die von mir mitgenommen Tagebücher+Stifte, sowie die Schoko-Gold-Taler zum Einsatz: Am Vorabend und auch über den heutigen Tag verteilt habe ich die 3 Jungs nach folgenden Kriterien beobachtet: Packen, Wandern und Handy (angemessene
Nutzung). Täglich kann jeder für die bestimmten Kriterien eine bestimmte Anzahl an Goldtaler verdienen. Ich betone, dass die Menge der Goldtaler für eine Überraschungsaktion am letzten Tag von großer Bedeutung sein wird. Sebastian und Thorsten erhalten an dem Abend jeweils 5 Taler. Matthias erhält 4 Taler, da er sich an diesem Tag sehr intensiv mit seinem Handy und wenig mit der Gruppe befasst hat.
Auf Anfrage, ob „man“ denn mal über den Campingplatz schlendern darf, erhalten die Drei bis 22:00 Uhr Zeit für sich. Überrascht stellen sie fest, dass die darauffolgende angedachte Ruhezeit tatsächlich verbindlich ist. So sitzen wir im Kerzenlicht noch einige Zeit zusammen, unterhalten uns. Thorsten kocht für alle Tee auf seinem eigenen Esbitkocher. Thorsten und Sebastian schnitzen wie wild im Dunkeln an ihren Wanderstöcken.
Tag 2: Sonntag, der 12. Juni 2011
Morgens um 08:00 Uhr schlafen Matthias, Thorsten und Sebastian noch tief und fest. Die Vorbereitungen für das Frühstück lassen sie jedoch bald aufwachen. Alle haben mehr oder weniger gut geschlafen und sind guter Dinge. Die angepeilte Frühstückszeit verzögert sich, da Sebastian aus dem Krümelbrot erst noch Scheiben puzzelt bzw. Jorrit kleine Brötchen herstellt. Gegen 09:30 Uhr beenden wir das Frühstück. Die Jungs packen ihr Rucksäcke und füllen die Flaschen, während Hannes und ich spülen. Nun folgt eine kurze Tagesbesprechung mit Stimmungsabfrage (heutige Etappe wird auf der Karte angesehen, Ziel ist dieses Mal die Schutzhütte „Europahain“). Ich teile Jedem den „Urwaldsteig-Wanderpass“ aus, in welchem man in diversen Gaststätten, Campingplätzen, ... entlang der Route einen Stempel für die bereits gewanderte Strecke bekommen kann. Nach mindestens 3 Etappen oder Rundwegen des Urwaldsteigs wird nach Vorlage des Wanderpasses eine Urkunde und ein Urwaldsteig-Pin von der Edersee Touristic GmbH an der Staumauer vom Edersee vergeben. Wir tragen unsere Anschrift, den Startpunkt unserer Tour (Hemfurth E.ON) und den aktuellen Standort Kirchlotheim ein. Um unseren 1.
Stempel zu erhalten, verlassen wir den Campingplatz und besuchen das auf der anderen Straßenseite liegende Nationalparkzentrum Kellerwald. Im Anbetracht der verspäteten Zeit (10:00 Uhr) und der vor uns liegenden Etappe beschließen wir, gemeinsam nach Erhalt des Stempels uns gleich weiter auf den Weg zu machen. Den Besuch des Nationalparkzentrums bewahren wir uns für einen Ausflug zu einem
anderen Zeitpunkt. Nach kurzer Zeit über Wiesen- und Waldwege erreichen wir Herzhausen. Es ist schon etwas ungewohnt an Häusern entlang am ausgetrockneten Ederseeufer zu wandern. Unterwegs werden wir von einer großen Gruppe älterer Fahrradfahrer überholt. Es birgt einen gewissen Stressmoment, da wir beim Laufen aufpassen müssen, um nicht angefahren zu werden, und die Motivation zu Laufen bei einigen sofort sinkt. Man(n) würde gerne schweren Rucksack, Schulter- und Fußschmerzen gegen Fahrrad tauschen! Es hilft nichts, wir müssen zu Fuß weiter. Motivierend hingegend ist die spontane Idee von Hannes, auf dem blauen, geplasterten Schlangenlinienstrich am Boden zu gehen. So folgen wir uns hintereinander, die Kamera wird zum Photographieren durchgereicht und im Weg befindliche Bänke werden überklettert. So macht das Gehen wieder Spaß. Die anvisierte Trinkpause auf einem großen Holzschiff, passt hervorragend zu der verspielten Stimmung. Es wird herumgealbert und ein vom Mast herabhängendes Seil zum Schwingen genutzt. Kurz vor dem Losgehen erfrage ich, ob denn einer der Jungs auch den Schatz gefunden hat. Sebastian steht zu dem Zeitpunkt noch auf dem Schiff, grinst und fragt: „Die vielen Goldtaler etwa, die du vorhin heimlich versucht hast in der Kiste zu verstecken?“ Er hat mich tatsächlich heimlich aus den Augenwinkeln beobachtet, nichts gesagt - so plündert er allein die Truhe und erhält 9 Goldtaler.
Der Weg führt einen noch ein wenig auf der Radstrecke entlang. Die Gruppe Fahrradfahrer überholt uns erneut, nachdem wir ihnen bereits bei ihrer Rast fröhlich zugewunken haben. Es gibt von beiden Seiten kurze motivierende Worte bezüglich beider sportlicher Aktivitäten, dann verlassen wir die „Zivilisation“ wieder. Unterwegs ergibt sich durch einen spaßigen Hinweis, bezüglich der Möglichkeit Goldtaler durch Eigenkreativität hinzu zuverdienen, ein Selbstläufer bei Matthias. Er hält es nicht aus, dass Sebastian bereits so viele Goldtaler besitzt und schlägt vor, dass er Hannes Rucksack für 10 Minuten mitträgt. Wenn er durchhält, so ist die Vereinbarung, bekommt er 1 Goldtaler, wenn nicht, gibt er uns einen ab. Er kämpft mit dem Gewicht, läuft jedoch hochmotiviert und lässt sich sogar auf weitere 5 Minuten Tragezeit ein. Er löst bei den Jungs echte Bewunderung aus, wird von allen gefeiert und erhält 2 Goldtaler. Matthias ist richtig stolz auf seine Leistung. Das Wetter ist spitzenmäßig, der Schweiß rinnt und jeder von uns hat so langsam aber sicher mit körperlichen Anstrengungen zu kämpfen. Die Fußsohlen brennen wie
Feuer, Knochen und die Schultern schmerzen bei jedem Schritt. Kurz gesagt, wir merken, dass es nun ans Eingemachte geht. Während Matthias, trotz aller Strapazen, zügig voranschreitet, fällt Sebastian stetig zurück. Er ist müde, demotiviert und gereizt, möchte ohne Ansprache für sich alleine gehen. So sind wir froh, als wir gegen 14:30 Uhr unseren bereits im Vorfeld abgesprochenen Mittagsrastplatz erreichen. Es ist der Aussichtspunkt vom „Katzenberg“. Unter uns liegt der Edersee, wir hören fröhliches Lachen und sehen Menschen an einer Badestelle. Erledigt und etwas „eifersüchtig“ trinken wir kleine Schlucke aus unseren Wasserflaschen. Ich lege, aufgrund der körperlichen Erschöpfung von v.a. Sebastian, unsere Pause auf 45 Minuten fest. Rate jedem etwas zu essen und zu trinken, sich im Schatten aufzuhalten und sich auf seiner eigenen Isomatte hinzulegen. Es gibt Brot mit Käse, Wurst, Schokoriegel usw. Thorsten, Matthias und Sebastian wollen weiterhin in der prallen Sonne bei der Aussichtsbank verweilen, Hannes und ich setzen uns auf eine Isomatte in den Schatten am Wegesrand. Sebastian gesellt sich kurz zu uns, ich bemerke, dass bei ihm ein absoluter Tiefpunkt (physisch und psychisch) erreicht ist und spreche ihm zu, sich wirklich hinzulegen und ein Nickerchen zu machen. Er befolgt meinen Rat und schläft tief und
fest, als nach wenigen Minuten Matthias mit seinem Rucksack, startklar vor uns steht. „Ich hab genug Pause gemacht, ich geh schon mal los!“ In der Tat möchte er nun alleine losmarschieren. Sein Argument ist die vor uns liegende lange Wegstrecke, die wir nur bewältigen können, wenn wir unverzüglich aufbrechen. Er hat in diesem Moment weder die zeitliche Abmachung bezüglich unserer Pause, noch die körperliche Verfassung der Anderen im Blick. Ihm geht es allein um seine Struktur und die Erfüllung des Plans von A nach B schnellstmöglich zu kommen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Ich verweise ihn auf unsere Gruppenzusammengehörigkeit, die keine Alleingänge beinhaltet. Als Auftrag bekommt er die Uhrzeit im Auge zu haben und zu gegebener Zeit Sebastian vorsichtig zu wecken. So brachial, wie er seinen Plan weiterzugehen durchsetzen wollte, so unsicher erscheint er nun mit der Aufgabe Sebastian zu wecken. Er weiß nicht wirklich, wie er sich ihm angemessen nähern kann und entscheidet sich dann für eine distanzierte Möglichkeit. Mit den Ohrstöpseln vom Handy beginnt er Sebastian zu kitzeln, als dies nicht sofort zum 100%igen Erfolg führt, fängt er damit an zu nerven. Es herrscht für einen kurzen Augenblick aggressive Stimmung, was auch verbal ausgedrückt wird. Ich gehe mit hinzu und fange die
Situation auf, indem ich motivierend für alle zu einer kurzen Besprechung aufrufe. Es geht um die gemeinsame Entscheidung der 3 Jungs bezüglich einer Nebenstrecke des Urwaldsteigs. Diese Wegstrecke zählt zu dem Urwaldsteig, ist jedoch aufgrund der relativ gleich bleibenden Höhenmeter leichter zu gehen. Der nun eigentlich folgende Teil des Urwaldsteigs „Knorreichenstieg“ ist ein schmaler, steiniger Weg mit einigen Ab- und Aufstiegen, den man teilweise nur im „Gänsemarsch“ bewältigt. Mit dieser Information frage ich zuerst Matthias nach seiner Meinung. Er befürwortet die leichtere Route. Sebastian, der nun wieder sichtlich ausgeruht wirkt, entscheidet sich für den kompletten Knorreichenstieg. Thorsten, der bis zuletzt mit seiner Antwort gewartet hat, trägt nun die Schwere der Entscheidung. Zuerst versucht er sich herauszuwinden: „Mir ist es eigentlich egal!“. Auf Druck meinerseits, dass er eine konkrete Antwort geben muss, entscheidet er sich auch für die Abkürzung. So gehen wir gegen 15:45 Uhr gemeinsam los und sind froh, dass eine wichtige Entscheidung gefällt wurde. Bei einer Weggabelung herrscht kurze Unsicherheit, welches davon die zu gehende Nebenroute ist. Matthiasʻs Reaktion ist: „Ach, lass Urwaldsteig gehen!“ Auf diesen plötzlichen Sinneswandel gehe ich nicht näher ein, meine Antwort beruht auf der Entscheidung wenige Minuten zuvor. Die nächsten Stunden verlaufen friedlich. Die Jungs klagen über das Nichtvorhandensein einer „richtigen“ Toilette. Auf dezente Hinweise, dass Verstopfung nicht angenehm sei, werden Klogänge im Wald unternommen. Die einzelnen Erfahrungen sind echte Highlights und stolz wird davon berichtet „das 1. Mal einen Baum angeschissen zu haben“.
Wir treffen wieder auf den Urwaldsteig und folgen dem 2. Teil des „Knorreichenstieg“ bis zum Campingplatz „Scheid“. Dort dürfen wir unsere Wasserflaschen und - kanister auffüllen. Erleichtert und glücklich kommen wir gegen 18:15 Uhr an der Schutzhütte bzw. der Überdachung an. Nach kurzer Verschnaufpause ist es Zeit für eine kurze Reflexion mithilfe von „Emotionen von A - Z“13. Jeder darf in sein Tagebuch passend zu den einzelnen Buchstaben des Alphabets seine Gedanken, Emotionen des Tages aufschreiben. Es werden ausgewählte Punkte reihum vorgestellt:
Matthias: Daumen hoch / Beifall + Jubel (wegen Rucksack tragen) / Spaß / Wetter war gut
Thorsten: Angst vor Abgrund / bekloppt / Durchhalten / Interessant / schwere Beine
Sebastian: Angst vor Abgrund / Ausdauer / Interessant / Motivation
Fazit des Tages: Trotz Tiefpunkt nachmittags, sich gegenseitig stärken! Trotz Dissen, mögen wir uns!
Im Anschluss ziehen Hannes und die Jungs los, um einen möglichen Zugang zum Edersee zu finden, die Beine im Wasser zu kühlen. Später sind Matthias, Thorsten und Sebastian für das Kochen der Chinanudeln zuständig. Matthias, welcher bereits zu Beginn unserer Tour bekundet hat, dass er nichts zu essen benötigt und fasten wird (bei jeder Rast jedoch der Erste ist, der nach Essen fragt) achtet penibel genau auf akkurate Essenverteilung. Darauf hingewiesen, schwenkt er wieder um, dass er „ja eh abnehmen möchte und es ihm egal sei, wieviel jeder bekommt“. Während Hannes und ich spülen, haben die Jungs „Freigang“ bis 22 Uhr. Sie erkunden den in der Nähe liegenden Campingplatz und kommen pünktlich wieder. Als Schlafplatz wählen sie zu dritt die Überdachung, breiten ihre Isomatten auf dem Schotter aus. Hannes und ich bevorzugen die danebenliegende Wiese. Die 3 Jungs sind noch einige Zeit wach, beleuchten ihren Schlafplatz mit dem Esbitkocher und unterhalten sich. Thorsten und Sebastian schnitzen an ihren Wanderstöcken weiter.
Tag 3: Montag, der 13. Juni 2011
Da am Vorabend die Wecksituation nach der Mittagsrast großes Thema unter den Jungs war, hat Matthias für heute morgen um 8 Uhr die ehrenvolle Aufgabe die anderen Beiden auf eine „nette Art“ zu wecken. Aufgrund seiner eigenen Müdigkeit hat er es zeitlich nicht hinbekommen, jedoch alle notwendigen Lebensmittel für das gemeinsame Frühstück zusammengesucht und zu uns auf die Plane getragen. Die
fehlende Erndnussbutter (im Rucksack von Sebastian) erwog ihn, Sebastian höflich zum Aufstehen zu bitten. Dieser verweigerte und verbot ihm an seinen Rucksack zu gehen. Wenige Minuten später quittierte ich das Fehlverhalten von Sebastian mit einer kurzen Bemerkung, stand auf und holte die Erdnussbutter. Das Frühstück beginnt in guter Stimmung, Sebastian liegt immer noch in seinem Schlafsack und rollt sich die Wiese hinunter. Er benötigt heute morgen mehrere Einladungen etwas zu
frühstücken. Nachdem alles gepackt ist - setze ich ein Kooperationsaufgabe an. Die Plane, die wir als Sitz- und Übernachtungsgelegenheit nutzen, sollen die 3 Jungs gemeinsam zusammenlegen. Bedingung ist, dass keiner die Plane verlassen darf und die Plane am Ende ein gutes Packmaß für meinen Rucksack erhält. Die Ideen kommen von Seiten Matthias und Sebastian, es wird experimentiert und diskutiert. Thorsten verhält sich teilnahmslos und bewegt sich nur auf konkrete Anweisungen auf der Plane. Im Endeffekt übernimmt Sebastian die Rolle des Chefs, die anderen Beiden kooperieren und bald ist die Plane mit viel Gehüpfe und lustigen Momenten gemeinsam zusammengepackt. Alle drei fordern nun Hannes und mich spontan zur gleichen Aktion heraus.
Gegen 10:00 Uhr laufen wir los nach Nieder-Werbe, gegen 11:00 Uhr erreichen wir die „Jausenstation Werber-Eck“, welche gerade geöffnet wird. Die Jungs bekommen den Auftrag nach einem Stempel für unsere Wanderpässe und nach Wasser zum Auffüllen unserer Flaschen zu fragen. Stempel gibt es leider keinen. Aber Wasser in Fülle und sogar eine Toilette. Als Kooperationsaufgabe folgt nun „Zusammengeschnürt“. Thorsten, Matthias und Sebastian stellen sich dicht nebeneinander und werden mit einem Seil zusammengebunden. Auf dem Boden ist mit Ästen und Flaschen ein Parcour ersichtlich, den es zu begehen gilt. Sebastian wird von mir als leitende Person definiert, Thorsten ist „Stummer“ und Matthias ein „Blinder“. Sebastian nimmt seine Aufgabe gelassen hin, isst Gummibärchen und gibt während dem Laufen Kommandos. Matthias fühlt sich sehr unsicher, stellt gleich die Frage: „sind wir bald da?“. Er nimmt dieses Handicap intensiv wahr. Das Ziel an der Bank wird ohne Zwischenfall erreicht. Die nächste Aufgabe ist das gemeinsame Begehen des gleichen Parcours an einem Seilstück, wobei ein gewisser Abstand durch Handschlingen zwischen einander eingehalten wird. Matthias, ist in dieser Runde der sehende Leiter, soll seine Wahrnehmung als Blinder von vorhin mit einfließen lassen. Er hat die Aufgabe die anderen 2 Blinden zu führen, das Seil dabei auf leichte Spannung zu halten. Er führt seinen Job mit wenig Ernsthaftigkeit und sehr grobmotorisch aus, indem er Thorsten hinter sich herzieht, wenig mündliche Hilfestellung durch Tips oder Kommandos gibt. Äste eines Baumes, Gebüsch an der Seite nimmt er als keine Verunsicherung für seine Schützlinge wahr. „Stellt euch net so an, das ist doch bloß ein Ast.“ Vor allem für Sebastian ist es schwierig zu folgen, er läuft auf Thorsten auf, fordert Matthias durch striktes Stehenbleiben zu Richtungsangaben auf. Anschließend geben ihm die 2 Jungs Rückmeldung. Diese nimmt er an, lenkt jedoch seine Aufmerksamkeit sofort wieder auf das Herumalbern mit dem Seil.
Um 11:30 Uhr brechen wir auf, der Einstieg von Nieder-Werbe zum Urwaldsteig ist durch ein großes Holzschild gekennzeichnet, was wir sofort für ein Gruppenbild nutzen. Die Jungs sind hochmotiviert und legen von Anfang an ein gutes Tempo ein. Hannes hat starke Schmerzen an seinen Füßen, er läuft langsam. Heute bilden wir das Schlusslicht. Die Stimmung unter den Jungs ist gut, sie legen des öfteren
Wartepausen ein, damit wir wieder aufholen können. Matthias erkundigt sich, ob wir eine kleine Pause machen möchten. Es ist bemerkenswert, wie sehr die 3 Jungs sich bemühen und Rücksicht nehmen. Die Gespräche mit Einzelnen zwischendrin sind ehrlich, ernst und zeigen mir, wie positiv dieses gemeinsame Erlebnis im Grunde genommen ist. Es wird viel nachgedacht über Vergangenheit, Schule und es fällt sogar die Bemerkung „Ach, ich wusste ja gar nicht, dass du auch wegen Schule schwänzen in Xy bist!“ Es ist erstaunlich, wie die Drei während dieser Tour einen tiefergehenden persönlicheren Umgang miteinander haben, als es während der letzten gemeinsamen Jahre in Xy der Fall war. Der Urwaldsteig führt uns zur Waldecker Bergbahn-Station, die wir gegen 13:30 Uhr erreichen. Es steht uns ein knackiger Aufstieg zum Schloss Waldeck bevor. Zuvor setze ich eine Trinkpause fest, wir nutzen die Pause zudem für Klogänge. Ich verkündige nun die Nachricht, dass das Sammeln der Goldtaler für diesen Moment
gedacht ist. Um seinem Körper etwas Gutes zu tun, den beschwerlichen Weg nach Waldeck nicht zu Fuß tätigen zu müssen, darf Jeder der Jungs, der im Besitz von mehr als 15 Talern ist, mit der Gondel nach oben fahren. Während Sebastian und Matthias ohne groß Nachzudenken die Taler vor sich auf dem Boden ausbreiten, fällt es Thorsten schwer sich die Blöße zu geben. Er kommt mit der Situation, dass er wie ein Bettler sein Geld auf dem Boden zählt nicht gut klar. Stellt heimlich seine Berechnungen auf, schaut nicht auf, als Fußgänger interessiert vorbeigehen. Bei der Kasse erhalten wir einen weiteren Stempel und einzeln quetscht sich Jeder mit seinem Rucksack in eine Gondel. Während der Fahrt erhält man eine gute Aussicht - auch über den steilen Weg, den wir hätten hochwandern müssen. So genießt Jeder die entspannte Fahrt. In Waldeck angekommen, ist das Auffinden einer geöffneten Pizzeria (als
vorgezogenes Abschlussessen auf dem höchsten Punkt unserer letzten Etappe) aufgrund der fortgeschrittenen Mittagszeit nicht leicht. Ein griechisches Restaurant erklärt sich bereit, uns doch noch ein leckeres Mittagessen zu servieren. Thorsten, der die letzten Tage auf vegetarische Ernährung achtete, bestellte sich „fälschlicherweise“ auch ein Fleischgericht, gibt demnach seine Sonderrolle am Ende unserer Tour auf. Nach 1 Stunde Mittagspause machen wir uns auf die letzte Wegstrecke. Vorbei geht es an alten Stadtmauerresten, hinein wieder in den Wald. Wir wechseln vom
Urwaldsteig auf eine Nebenroute, um zur Staumauer des Edersees zu abzusteigen.
Der eigentliche Urwaldsteig verläuft oberhalb des Edersees durch den Wald und trifft kurzzeitig vor dem E.ON-Informationszentrum auf den Ort Hemfurth. In dem Ort Hemfurth angekommen, fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Bei diesem guten Wetter ist der Ort mit der begehbaren Staumauer Anziehungspunkt vieler Motorradfahrer und sonstiger Ausflügler. Wir werden von allen Seiten gemustert. Stolz tragen die Jungs ihr schweres Gepäck an den Spaziergängern vorbei. Ziel ist die Edersee-Touristeninformation auf der Staumauer, den Erhalt unseres letzten Stempels und einer Urkunde. Die Diensthabende war etwas verblüfft über unsere Ankunft und das Vorzeigen unserer Wanderpässe. Es entsteht eine kurze Unterhaltung über die vergangenen 3 Tage. Sie erzählt, dass wir nun die Zahl der bisher ausgestellten Urwaldsteig-Urkunden in diesem Jahr auf die Zahl 30 erhöht haben. Anscheinend hat sich diese „Belohnung“ noch nicht herumgesprochen. Während sie nun im Akkord die Urkunden beschriftet, pausieren wir am angrenzenden kleinen Park. Wir nutzen die Wartezeit für eine Abschlussreflexion. Jeder von uns bekommt nacheinander Zeit, seine Gedanken, Erlebnisse und Eindrücke zu berichten. Entsprechende Erwartungen, sowie Befürchtungen der beschrifteten grünen und orangenen Karten von der ersten Besprechung unserer Tour fließen zudem in die Reflexion mit ein.
Im Folgenden sind wortwörtliche Aussagen der Drei bei den Reflexionen aufgeführt:
Zu Beginn
Thorsten
- Freiheit
- Pennen unter Freiem Himmel
- so weit laufen
- Schweine treffen
Matthias
- Spaß haben
- mehr Kondision
- freie Luft im Wald
- neue Leute kennenlernen
- ohne Alkohol durchzuhalten (wurde jedoch von ihm wieder gestrichen)
- ohne das Jorrit kein Dummen Kommentar spricht
- kein Wildschwein zutreffen
Sebastian
- Konditionsaufbau
- Kontakte verbessern
- bessere Luft
- andere motivieren
- weiter Weg
- drausen schlafen
Am Schluss
Thorsten
- langes Laufen war nicht so schlimm, wie erwartet
- gut durchgehalten (auch Gesamtgruppe)
- keine Schweine getroffen
- „geil wars!“
Matthias
- dumme Kommentare gab es, war aber nicht so schlimm
- gut gefallen, obwohl Wandern stellenweise langweilig war!
- nächstes Mal mehr auf Gepäck achten!
Sebastian
- weiten Weg hat man doch gut geschafft - trotz Tiefpunkt!
- untereinander sind Kontakte besser geworden - „ich wusste z.B. nicht, dass Matthias wegen Schule schwänzen hier ist“
- sehr gut gefallen!
- weniger Gepäck
- gute Übung für die Schweizfreizeit!
Alles in Allem hat es den 3 Jungs sehr gut gefallen, sie sind stolz darauf soviel gewandert zu sein, trotz Tiefpunkten durchgehalten zu haben und durch diese Aktion sich selbst, sowie die Anderen auch besser kennengelernt zu haben.
Zu dritt gehen sie zur Touristeninformation. Matthias überreicht anschließend unter Beifall Jedem seine Urkunde und einen Urwaldsteig-Pin. Nach kurzem Genuss der letzten Cappucchinobeutel treten wir den Weg durch die Ortschaft zum Treffpunkt am E.ON-Zentrum Hemfurth an. Unterwegs melde ich mich
telefonisch in Xy, höre, dass mein Kollege bereits zum Abholen unterwegs ist. Bereits an der Hauptstraße in Hemfurth treffen wir auf ihn und steigen glücklich und geschafft in den VW-Bus.
Die Rückfahrt verläuft sehr ruhig.
Gespannt und freudig werden wir in Xy von den Kollegen und anderen Jugendlichen begrüsst.
26.02.25 - KAP ist Markenbotschafter von Fjällräven
Wir freuen uns, so viele tolle Produkte vertreten zu dürfen!!!
02.02.25 - Ab sofort buchbar: Schneemobiltour in den rumänischen Karpaten
Traumhafte Winterlandschaften, unvergessliche Natur und atemberaubende Momente!