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14.12.11 - "Bio-Sprit-Tour 2011"...

... so lautete der Name der Moutainbiketour, die Julie Castra und Gordon Bittern als Abschluss der Zusatzqualifikation Erlebnispädagogik durchführten.

 

Julie Castra & Gordon Bittern

Abschlussprojekt der Ausbildung Zusatzqualifikation Erlebnispädagogik im Arbeitsfeld Jugendhilfe, Schule, KJP des KAP-Institutes  

Aufgrund des Datenschutztes wurden die Namen aller Beteiligten (außer Julie Castra und Gordon Bittern) geändert und alle Informationen, die Rückschlüsse auf Personen zulassen, entfernt. 

 

Bio-Sprit-Tour 2011 

 

Erlebnispädagogisches Projekt von Gordon Bittern und Julie Castra   

2011 

 

 

Inhaltsverzeichnis 

 

1. Einleitung 

2. Beschreibung der Einrichtung 

3. Erlebnispädagogischer Konzept 

4. Zielgruppe 

4.1 Teilnehmer 

4.2 Betreuer 

4.3 Ziele 

5. Projektverlauf 

5.1 Planugnsphase 

5.2 Vorbereitungsphase 

5.3 Tatsächlicher Projektverlauf 

5.4 Abweichungen zum geplanten Projektverlauf 

6. Sicherheitskonzept 

7. Notfallplan 

8. Finanzierung 

9. Transfer und Auswertung 

10. Reflektionen 

11. Anhang

  

 

1. Einleitung 

 

Im Rahmen der sozialraumorientierten Kinder- und Jugendhilfe bietet das Familienzentrum jährlich eine 3-tägige erlebnispädagogische Ferienaktion an. 

Dieses Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche, die im Rahmen einer Hilfe zur Erziehung betreut werden. 

Da in den letzten Jahren überwiegend Zeltfreizeiten angeboten wurden, haben wir uns in diesem Jahr dazu entschieden, eine erlebnispädagogische Mountainbikefreizeit mit einer Übernachtung unter freiem Himmel anzubieten, um auf diese Weise zielorientiert im Sinne der erstellten Hilfepläne zu arbeiten. 

 

 

2. Beschreibung der Einrichtung 

 

Das Familienzentrum ist eine Anlaufstelle für Eltern, Familien, Kinder und Jugendliche sowie alle übrigen Adressaten des Sozialraums. 

Kernelemente des Handlungsansatzes im Familienzentrum sind:
 - der Ausbau von Präventionsangeboten,
 - eine stärkere Präsenz der Fachkräfte vor Ort,
 - die Vernetzung aller vorhandenen Ressourcen sowie
 - das Schaffen von flexiblen und bedarfsorientierten Hilfsangeboten (auch gemäß KJHG) 

Hierdurch sollen - wenn möglich - kostenintensivere Maßnahmen vermieden, ein leichterer Zugang zu den Hilfsangeboten geschaffen, Synergieeffekte genutzt und die Hilfeeffizienz gesteigert werden. Eltern, Erziehungsberechtigte, Kinder, Jugendliche, Pädagogen, Erzieher sowie Ehrenamtliche aus Vereinen und Verbänden können sich an das Familienzentrum wenden. Das Team bietet neben der Beratung in Erziehungsfragen Unterstützung und Hilfe zu den Themen Betreuung und Versorgung von Kindern an, darüber hinaus können flexible und ambulante Maßnahmen zur Erziehung nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz abgestimmt werden. 

(Die ausführliche Beschreibung der Einrichtung wurde aus Gründen der Annonymität hier nicht übernommen). 

 

 

3. Erlebnispädagogisches Konzept 

 

Die Erlebnispädagogik hat sich in den letzten Monaten in ihren Angeboten und Zielgruppen etwas verändert. War der Erlebnispädagoge früher fast ausschließlich für den stationären Bereich zuständig, hat man sich nun auch auf ambulante Hilfen konzentriert. Unser Augenmerk legt sich auf Arrangements von Erlebnissen, die eine bewusste Abgrenzung vom Alltag, von routinierten Lebenswelten sowie von durchdachten, zweckrational gestalteten und gestylten Lebensräumen sind. 

Unser Projekt haben wir im Bereich Jugend- und Familienarbeit – Projekte durchgeführt. Daran hat sich auch unser Konzept für die Bio-Sprit-Tour 2011 orientiert. 

Da die Kinder und Jugendlichen, die wir für unser Projekt ausgewählt haben in ihrem eigenen Mikrokosmos leben, haben wir uns für eine Mountainbike-Tour entschieden. Die erste Hürde ist bereits bei der Entscheidung teilzunehmen. Die Kinder und Jugendlichen dürfen nichts mitnehmen, worauf sie im Alltag sonst nicht verzichten können. Handys, I-Pods, etc. sind während der drei Tage tabu. Die TeilnehmerInnen sollen so zum einen an ihre körperlichen wie auch mentalen Grenzen gehen, aber auch Land und Leute außerhalb ihres eigenen Lebens kennen lernen. Das Mountainbike als Medium eignet sich nicht nur als Erlebnismedium, sondern auch als Fortbewegungsmittel. Die Verbindung zwischen Kraft und Bewegung ist bei keinem anderen Fortbewegungsmittel so gut gegeben wie bei einem Fahrrad. Anders als beim „normalen“ Fahrrad fahren, werden beim Mountainbiken noch mehr Kooperation, Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme gefordert. Bei Kooperationsübungen, aber auch während der gesamten Strecke müssen die Kinder und Jugendlichen aufeinander achten und einander helfen, über schwierigere Passagen oder beim evtl. Schieben am Berg. 

Der Gedanke unserer Bio-Sprit-Tour ist folgender, wie kann ich mich in einer Zeit des ökologischen Wandels in die Natur einbringen, sie mir zu Nutze machen, ihr aber auch dienlich sein? 

Die erste Nacht werden wir aus diesem Grund im Wald verbringen. Wir werden uns dort ein Biwak errichten, jeder für sich, „Sanitäre Anlagen“ auskundschaften und versuchen im Einklang mit dem Wald zu leben und uns seine Ressourcen zu Nutze zu machen. Auf die Nahrungsmittelsuche im Wald werden wir jedoch weitestgehend verzichten. Allerdings werden die Teilnehmer an diesem Abend lernen, dass es ohne Holz kein Feuer und Feuer nichts zu essen gibt und es ohne Feuer auch sehr kalt werden kann. 

Unsere weitere Route führt uns zu unserem erlebnispädagogischen Stützpunkt, wo es die Möglichkeit gibt, in einem befestigten Haus auf Matratzen zu schlafen. Dort erwartet die Kinder und Jugendlichen dann auch ein Mountainbike-Parcours, den es gilt zu meistern, alleine oder auch mit gegenseitiger Unterstützung. Die Idee zu einer Mountainbike-Tour entstand auch auf der Grundlage der Ressourcen und Defizite der teilnehmenden Jugendlichen. Wie aus der Beschreibung der Teilnehmer zu erkennen ist, weisen sie überwiegend Defizite in den Bereichen Selbstbewusstsein, niedrige Frustrationstoleranz, Aggressivität und schlechtes Sozialverhalten. Während der drei Tage auf dem Fahrrad sollen die Jugendlichen in diesen Bereichen Fortschritte machen, an ihre Grenzen und darüber hinausgehen. 

Die Ressourcen der TeilnehmerInnen liegen in den Bereichen, Einfallsreichtum, technisches Verständnis, Ehrgeiz, Hilfsbereitschaft und der Liebe zur Natur. An diesen Punkten können wir die TeilnehmerInnen weiter fördern und fordern. An dieser Stelle sollen sie ihre Defizite überwinden bzw. an ihnen arbeiten. Hier können sie an Selbstvertrauen gewinnen oder auch erfahren, dass man Frustration auch positiv nutzen kann und sie sich in Ehrgeiz wandeln kann. 

 

 

4. Zielgruppe 

 

Das Angebot der erlebnispädagogischen MTB-Freizeit richtet sich an Kinder und Jugendliche im Alter von 11-17 Jahren. Des Weiteren müssen die Teilnehmenden im Rahmen einer ambulanten Hilfe zur Erziehung betreut werden. 

Die TeilnehmerInnen kennen sich größtenteils untereinander, da einige von ihnen gemeinsam die Flexible Förderung des FZB besuchen. Teilweise kennen sie sich aus dem schulischen Kontext oder durch andere erlebnispädagogische Angebote. 

 

 

4.1 Teilnehmer 

 

Thomas, 14 Jahre. 

Er wird seit August 2008 im Rahmen einer SPFH betreut. Thomas besucht eine Lernbehindertenschule und hat eine sehr geringe Frustrationstoleranz und Impulskontrolle. Bei Misserfolgen neigt er zu fremdaggressivem Handeln und starken Verweigerungshaltungen. Ressourcen sind Sachverstand bei technischen Dingen, Hilfsbereitschaft sowie Begeisterungsfähigkeit für neue Aktivitäten. 

 

Markus, 17 Jahre. 

Er wird seit Februar 2011 im Rahmen einer SPFH betreut. Zuvor war er für ca. 1 Jahr in einer stationären Einrichtung untergebracht, da es im Elternhaus, aufgrund von Markus delinquenten Verhaltensweisen immer wieder zu starken Auseinandersetzungen kam. Markus ist im Alltag teilweise sehr antriebslos und lethargisch. Aufgrund vieler Misserfolge ist sein Selbstvertrauen bzgl. einer altersgemäßen Übernahme von Verantwortung sehr gering. Ressourcen sind Hilfebereitschaft und Durchhaltevermögen in unbequemen Situationen sowie den Ehrgeiz sich an seine Grenzen zu wagen.  

 

Florian, 15 Jahre. 

Er wird seit Oktober 2009 im Rahmen einer SPFH betreut. In der Schule fällt er regelmäßig durch respektloses Verhalten gegenüber Mitschülern sowie dem Lehrpersonal auf. Im familiären Kontext kommt es häufig zu lautstarken Auseinandersetzungen mit seinem Stiefvater, da Florian angeblich die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt. 

Ressourcen sind Cleverness, Einfallsreichtum und Besonnenheit. 

 

Martin, 11 Jahre. 

Er wird seit Februar 2011 im Rahmen einer SPFH betreut. In der Schule hat er teilweise massive Probleme mit Überforderung und seinen Aggressionen umzugehen. Häufig steigert sich Martin in Wutattacken hinein, in denen er um sich schlägt, Gegenstände wirft usw. Aus diesem Grund hat er im Schulalltag eine Integrationshelferin zur Seite, die gemeinsam mit ihm versucht, diese Situationen adäquat zu bewältigen. Ressourcen sind sportlicher Ehrgeiz, Begeisterungsfähigkeit, mag die Natur und ist sehr gruppenfähig. 

 

Martina, 15 Jahre. 

Sie wird im Rahmen einer SPFH seit Juni 2010 betreut. Dort fällt sie durch mangelnde Arbeitshaltung, schlechte Noten, respektloses Verhalten den Lehrern gegenüber sowie durch hohe Fehlzeiten auf. Auch im elterlichen Haushalt kommt es regelmäßig zu massiven Konflikten. Martina hält sich an keinerlei Regeln und Grenzen und ist ihren Eltern kognitiv deutlich überlegen, so dass diese ihrer Tochter ohnmächtig gegenüber treten und ihr kaum etwas entgegenzusetzen haben. Ressourcen sind Gruppenfähigkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber Gleichaltrigen. Außerdem ist sie mit entsprechender Motivationsarbeit in der Lage, sich durch unangenehme Situation durchzubeißen. 

 

Anita, 14 Jahre. 

Sie wird im Rahmen einer SPFH seit Februar 2011 betreut. In der Schule fällt sie durch mangelnde Arbeitshaltung, schlechte Noten und respektloses Verhalten den Lehrern gegenüber auf. Außerhalb des Schulalltags zeigt sie sich als sehr kooperativ, engagiert und gruppenfähig. Im elterlichen Haushalt kommt es lediglich zu alters entsprechenden Konflikten, die im Rahmen der Familienhilfe nicht bearbeitet werden müssen. Ressourcen sind Gruppenfähigkeit, sportlicher Ehrgeiz und große Begeisterungsfähigkeit für Aktivitäten in der Natur. 

 

Christian, 13 Jahre. 

Er wird seit Mai 2010 im Rahmen einer Erziehungsbeistandschaft betreut. Im schulischen Alltag ist er eher unauffällig und ruhig. Er ist ein Einzelgänger, dem es sehr schwer fällt sich in einer Gruppe zu recht zu finden, weshalb er sich trotz seiner sportlichen Qualitäten keinem Verein anschließen möchte. Im elterlichen Haushalt kommt es häufig zu massiven Konflikten mit der Kindsmutter, da Christian sehr lethargisch ist und sich in eine Welt aus Videospielen zurückzieht. Ressourcen sind seine sportlichen Fähigkeiten und seine geschickte Feinmotorik, kombiniert mit Begeisterungsfähigkeit nach meist schwierigen Anfangsphasen. 

 

 

4.2 Betreuer 

 

Tanja Schmidt: 

Dipl. Pädagogin, 34 Jahre. Ist seit Juli 2010 im Familienzentrum beschäftigt. Die Aufgabengebiete im FZB sind die Flexible Förderung sowie Familienarbeit mit je einer 50% Stelle. 

Aufgaben vor/während der MTB-Freizeit: 

- Versorgung/ Transporte 

- Auf Abruf bei Notfällen 

 

Horst Meier: 

Dipl. Sozialpädagoge und Erlebnispädagoge, 26 Jahre. Ist seit Januar 2011 im Familienzentrum beschäftigt. Hat zuvor als Trainer in einem erlebnispädagogischen Zentrum gearbeitet und dort viel Erfahrung in diesem Bereich gesammelt. Die Aufgabengebiete im FZB sind ambulante Hilfen sowie bei Bedarf Flexible Förderung. 

Aufgaben vor/während der MTB-Freizeit: 

- Planung und Test der Strecke 

- Navigation 

- Anleitung und Durchführung von Kooperationsaufgaben 

- Anleiter für Bau der Unterschlüpfe während der Übernachtung im Freien 

 

 

Julie Castra: 

Dipl. Sozialpädagogin, 28 Jahre. Angestellt bei Sozialwerk Saar-Mosel e.V. und derzeit mit je 50% als Schoolworkerin sowie als Erlebnispädagogin beschäftigt. Im Rahmen des KAP Abschlussprojekts konnte sie mit Einwilligung des Trägers die erlebnispädagogische MTB Freizeit des FZB mit vorbereiten und durchführen. 

Aufgaben vor/während der MTB Freizeit: 

- Planung und Test der Strecke 

- Organisation sowie Beschaffung des Equipment 

- Anleitung und Durchführung von Kooperationsaufgaben 

- Durchführung und Koordination der Freizeit sowie der Planungsphase 

- Klärung versicherungs- und arbeitsrechtlicher Dinge 

 

Gordon Bittern: 

Dipl. Sozialpädagoge, 31 Jahre. Im Familienzentrum seit Januar 2008 beschäftigt. 

Die Aufgabengebiete im FZB sind Familienarbeit sowie bei Bedarf Flexiblen Förderung. (angestellt bei Sozialwerk Saar-Mosel e.V.) 

Aufgaben vor/während der MTB Freizeit: 

- Durchführung und Koordination der Freizeit sowie der Planungsphase 

- Anmeldungen, Einverständniserklärungen der Eltern, Notfallplan, Finanzierung 

- Planung und Test der Strecke 

- Organisation sowie Beschaffung des Equipment 

- Anleitung und Durchführung von MTB-Spielen 

 

 

4.3 Ziele 

 

- Stärkung des Durchhaltevermögens. 

- Entwicklung einer positiven Gruppendynamik. 

- Erlernen eines adäquaten Umgangs mit Frustration und Aggression. 

- Erfahrung physischer und psychischer Grenzen. 

 

 

 

5. Projektverlauf 

 

 

 5.1 Planungsphase 

 

In der Planungsphase ging es in erster Linie um die terminliche Abklärung der Freizeit sowie um die Vorstellung eines groben Rasters bzgl. der Inhalte und der in Frage kommenden TeilnehmerInnen. Die Vorstellung erfolgte in einer Teamsitzung, an der alle 6 MitarbeiterInnen sowie die jeweiligen Bereichleitungen und das zuständige Jugendamt teilnahmen. 

Da wie zuvor bereits erwähnt, in den vergangenen Jahren bereits 3-tägige Freizeiten im Rahmen der Familienarbeit stattfanden, wurde schnell deutlich, dass eine erlebnispädagogische Freizeit mit dem Medium Mountainbike von allen Beteiligten befürwortet wird. Dementsprechend ging es schließlich nur noch um eine Terminierung der Aktion sowie um die Auswahl der TeilnehmerInnen. 

Da sich unsere Bio-Sprit-Tour an Kinder und Jugendliche aus der ambulanten Familienhilfe richtet, wurden die TeilnehmerInnen anhand der im Hilfeplan vereinbarten Ziele ausgewählt. 

Von den jeweiligen Bereichsleitungen wurde lediglich die Vorgabe gemacht, dass die maximale Gruppengröße von 8 Kindern und Jugendlichen nicht überschritten werden soll. 

Zur Finanzierung der erlebnispädagogischen Maßnahme konnten wir auf das Sachkostenbudget unserer Träger zurückgreifen. Vorgaben diesbezüglich wurden uns nicht gemacht. 

 

 

5.2 Vorbereitungsphase 

 

Nachdem Termin, TeilnehmerInnen und Budget geklärt wurden, konnte die konkrete Planung der Bio-Sprit-Tour beginnen. Diese erfolgte in 4 Treffen zwischen Horst Meier, Julie Castra und Gordon Bittern. Inhaltlich wurden hier Aufgaben und Zuständigkeiten verteilt und zeitliche Abläufe wurden festgelegt. Die Treffen fanden in einem 14-tägigen Turnus statt, in dem jeder seine Aufgaben zu erledigen hatte, um im kommenden Treffen weiter in die Planung einsteigen zu können (Die jeweiligen Aufgaben sind unter Punkt 4.2 vermerkt). 

Hierzu zählten vor allem Planung und Test der Streckenabschnitte, Begutachtung der örtlichen Gegebenheiten, Equipment, Zeitmanagement, Verpflegung, pädagogische Inhalte, etc. 

In diesem Rahmen erfolgten auch die Einladungen, Ausschreibungen und Anmeldungen für die Kinder und Jugendlichen. 

Da wir den TeilnehmerInnen möglichst viel Mitbestimmung bei der Planung der Freizeit zugestehen wollten, wurde ein gemeinsames Treffen geplant, in dem unser grobes Raster vorgestellt wurde und die Kinder und Jugendlichen ihre Erwartungen, Befürchtungen und inhaltlichen Wünsche/Ziele mit einfließen lassen konnten. In diesem Treffen wurden auch Abfahrt-/Ankunftszeiten sowie benötigte Materialien, Packlisten und ggf. Verantwortlichkeiten besprochen. 

 

 

5.3 Tatsächlicher Projektverlauf 

 

Tag 1, 04.07.2011 

Wir haben den Tag um 09:00 Uhr mit einem Frühstück im Familienzentrum begonnen. Dort wurde noch einmal das Gepäck kontrolliert, ob auch alles da war und ob wir auch wirklich nichts vergessen hatten. Frau Schmidts Auto wurde mit den Lebensmitteln, Schlafsäcken und unserem Gepäck beladen. Beim Frühstück wurden mit den Jugendlichen noch einmal die Route sowie der geplante Tagesablauf besprochen. Außerdem haben wir gemeinsam mit den Jugendlichen Regel formuliert, die für alle während der Tour einzuhalten sind. 

Gut gestärkt ging es gegen 10:00 Uhr los. 

Wir fuhren durch den Wald in Richtung Britten, wo wir unsere erste Nacht verbrachten. Bis wir da waren, war es allerdings noch ein weiter Weg. Bereits nach wenigen 100m mussten die ersten ihre Fahrräder schieben, aber alle kamen oben an und keiner verlor nach diesem schweren Abschnitt die Lust und Motivation. Weiter ging es über Felder und gut ausgebaute Radwege bis zur nächsten Steigung, die auch wieder alle gut meisterten. Sie war etwas kürzer als die erste, dafür noch steiler. Abgestiegen ist hier niemand! Oben angekommen machten wir unsere erste Rast. Die Jugendlichen und wir haben eine Trink- und Esspause eingelegt. Noch immer kein Motzen oder Resignation. Alle waren noch immer motiviert, bis zum Ende durchzuhalten. Ausgeruht und gestärkt fuhren wir weiter. Der Weg führte uns nun durch den Bietzener und Harlinger Wald, die Wege wurden immer schmaler bis wir an eine Stelle kamen, an der alle ihren Mut beweisen mussten. Die Jugendlichen hatten hier die Möglichkeit eine steile Abfahrt zu nehmen, die nur nach Einweisung und mit fremder Hilfe zu bewältigen war oder sie konnten eine Route außen herum wählen. Keiner der Jugendlichen wählte die „einfache“ Route. Es war schön zu sehen, wie alle TeilnehmerInnen an ihre Grenzen gingen oder sogar darüber hinaus und wie sich die Jugendlichen gegenseitig halfen und motivierten. Unten angekommen, waren alle mächtig stolz auf sich und auf die erbrachte Leistung. 

Im weiteren Verlauf der Strecke fuhren wir noch über Felder und ein langes Stück durch den Wald. Kurz vor Bachem hatten wir den ersten – und auch zum Glück einzigen, platten Reifen zu beklagen. Martin hatte sich einen Dorn in sein Vorderrad gefahren. Hier zeigte sich wieder die Hilfsbereitschaft der Gruppe untereinander. Markus versuchte gemeinsam mit Martin das Loch zu finden, um es zu reparieren, was leider mangels Luft nicht funktionieren wollte. Hier fiel uns nun auch auf, dass wir eine Luftpumpe und einen passenden Fahrradschlauch im Begleitfahrzeug vergessen hatten. Die Zeit des Wartens und Versuchens überbrückten die Jugendlichen mit einer kurzen Pause und der Suche eines Schatzes (Geo Cache), der in der Nähe versteckt sein sollte. Der Schatz wurde gefunden und das Fahrrad vermeintlich repariert. Wir mussten das Rad noch in den nächsten Ort (Bachem) schieben, wo wir einen netten Anwohner fanden, der Martin wieder Luft in den Reifen gepumpt hat. Martin „musste“ sich selbst um eine Luftpumpe kümmern. Da er Fremden gegenüber eher schüchtern ist, fiel es ihm zunächst nicht so einfach an den umliegenden Türen zu klingeln und nach Hilfe zu fragen. Letztlich hat es aber doch gut funktioniert und Martin konnte stolz auf sich und die erbrachte Leistung sein. Leider war der Erfolg nur von kurzer Dauer. Nach wenigen Metern war der Reifen erneut platt und wir mussten auf Plan B – unser Begleitfahrzeug, zurückgreifen. 

Wir haben uns mit T. Schmidt an der Kirche in Rimmlingen verabredet, dorthin brachte sie uns dann das vergessene Flickzeug. In der Zwischenzeit hat G.Bittern mit den Jugendlichen ein paar einfache Fahrrad-Tricks geübt, wie langsam fahren, über Hindernisse springen. Eine gemeinsame Übung haben wir noch gemacht, die viel Vertrauen und Koordination jedes Einzelnen voraussetzte. 

Als T. Schmidt kam, reparierten Markus und Martin gemeinsam mit H.Meier das Fahrrad und wir konnten unsere Bio-Sprit-Tour durch die Merziger Berge fortsetzen. 

Mit jedem Kilometer sank die Motivation und die Jugendlichen wollten nur noch ans Ziel. Es waren noch ein paar Berge/Hügel zu nehmen. 

An unserem Nachlager angekommen, musste sich nun jeder einen Unterschlupf bauen. Zu diesem Zweck hatten wir Planen und Schnüre dabei. Alle beteiligten sich motiviert an dieser Aufgabe. Wir bauten auch noch Sanitäre Anlagen, wie Dusche und Toilette. Auch bei der Essenszubereitung beteiligten sich alle Teilnehmer bereitwillig. Die einen bereiteten das Gemüse und Fleisch für das Raclette vor, während die anderen sich um das Feuer kümmerten. Alles in allem konnte man auch hier gut erkennen, wie hilfsbereit, kommunikativ und kooperativ die Jugendlichen waren. 

Nachdem wir gegessen haben und unsere Lager errichtet hatten, haben wir gemeinsam gespielt. Die Jugendlichen haben begonnen, ein Ballspiel zu spielen und motivierten uns, mit ihnen zu spielen. 

 

Martina litt den gesamten Abend bereits an Kopfschmerzen. Schon während des Essens äußerte sie mehrmals, dass sie die Tour gerne an dieser Stelle abbrechen wolle. Wir versuchten sie lange Zeit zum Bleiben zu überreden, was allerdings nicht half. Martina ließ sich gegen 23:oo Uhr von T. Schmidt nach Hause fahren, da sie niemand ihrer Eltern oder Bekannten abholen konnte. 

 

Die Nacht verlief ruhig und es kam zu keinen Vorkommnissen. Selbst Anita, die anfangs äußerte, es sei ihr nicht so recht im Wald zu übernachten, konnte sich auf das Abenteuer einlassen. 

 

2. Tag, 05.07.2011 

Der Tag begann aufgrund der Schlafsituation recht früh. Gegen 07:00 Uhr waren wir bereits alle wach und konnten uns daran machen, das Frühstück zu genießen und unser Lager wieder abzubauen und zu verlassen. Auch dies verlief genauso reibungslos wie das Aufbauen. 

 

Nun machten wir uns auf den nächsten Teil der Tour, in Richtung Mettlach/Saarschleife. Den größten Teil der Steigung hatten wir bereits hinter uns, aber für die Jugendlichen wollten die Berge kein Ende mehr nehmen. Es war zu erkennen, dass die Kraft mittlerweile schwand und auch die Motivation stetig nachließ. Wir Betreuer waren auch so schon erstaunt wie stressfrei die Tour bis dahin verlaufen ist. 

Unser nächstes Ziel war die Burg Montclair. Bis dahin waren noch ein paar wenige Höhenmeter zurückzulegen. Markus konnte sich am besten motivieren, was wohl auch an seiner Fitness und körperlichen Verfassung lag. Er ist der älteste Teilnehmer gewesen und auch was das Fahrradfahren betrifft derjenige mit der besten Kondition. 

Auf den letzten Metern vor der Burg mussten wir noch einen Last-Minute-Stopp einlegen, da Martins Beine nicht mehr wollten. Martin war der jüngste Teilnehmer der Übriggebliebenen. Er fand nur sehr schwer seinen Rhythmus und verausgabte sich deshalb häufig recht schnell. 

Als wir dann oben ankamen genossen wir die Aussicht und auch die Atmosphäre auf der Burgruine. Es gab auch noch für alle ein Getränk und etwas zu essen. Wir machten ca. eine Stunde Rast. Die Abfahrt war wieder etwas schwieriger und wir konnten die Jugendlichen erst nach Einweisung in Technik und Vorsichtsmaßnahmen guten Gewissens/sicher fahren lassen. Die TeilnehmerInnen zeigten auch diesmal keine Angst, sondern „nur“ Respekt vor der Abfahrt. Sie waren – zu Recht, sehr stolz auf sich und die erbrachte Leistung und den aufgebrachten Mut. Die schmerzenden Beine und die lahmen Arme waren im Nu vergessen und wir konnten motiviert weiter zu unserer nächsten Station fahren – der Fähre. Mit der Fähre setzten wir über die Saar, da unser Nachtquartier auf der anderen Saarseite lag. Die Überfahrt nutzten wir alle zum entspannen und „chillen“. Für die Jugendlichen war das fahren auf dem Wasser eine willkommene Abwechselung zum Radfahren. Allerdings hielt die Motivation nicht mehr allzu lange an. Die Beine machten am nächsten Hügel schon wieder schlapp. Langsam aber sicher mussten wir ans Ziel kommen, sonst wären es nur noch zwei. Der letzte Kilometer war für Anita und Martin eine Qual. Die beiden hatten keine Kraft mehr und auch Hunger und Durst wurden zu ihren Feinden. Aufgrund des schönen, sonnigen Wetters wurde es im Laufe des Tages sehr heiß und die Wasservorräte gingen zur Neige. Die Jugendlichen haben, trotz Hinweise der Betreuer nur eine Minimalmenge an Wasser bzw. Getränke mitgenommen, da sie so viel Gewicht  wie möglich sparen wollten. 

Demnach mussten wir Sie mit unseren Vorräten versorgen. 

Anita und Martin schoben ihr Rad die letzten Meter, da ein Fahren für sie nicht mehr möglich war. Anita schob zeitweise Martins Rad mit, da er sich selbst kaum packte. Die anderen waren bereits am Ziel angekommen und tranken etwas, begannen sich auszuruhen und die Gegend zu erkunden. Markus fuhr den beiden anderen entgegen und half ihnen ihre Fahrräder und sich selbst ins Ziel zu bringen. Auch hier zeigte sich wieder, dass die TeilnehmerInnen – vor allem Anita und Markus, sehr hilfsbereit und sich wohl gesonnen waren. 

Das heutige Abendessen hat uns T. Schmidt gekocht, wofür wir alle sehr dankbar waren. 

Nach dem Abendessen suchte sich jeder einen Schlafplatz. Die Jugendlichen konnten wählen zwischen einem Schlaflager im Haus oder einem Zeltlager. Zunächst entschieden sie sich für die Indoor-Variante, zu guter Letzt schliefen sie, wie in der ersten Nacht, im Biwak. Bevor geschlafen werden durfte bekamen die TeilnehmerInnen noch die Aufgabe, einen Fahrrad-Parcours zu bauen, den wir nachher mit unseren Fahrrädern abfahren mussten. 

Das taten sie mit zunächst mäßiger Motivation, aber vielen Ideen und Phantasie. Nach ca. einer Stunde war der Parcours fertig und für uns bereit. Wir mussten nun auf Zeit und gegeneinander die Strecke zurücklegen, was allen Betreuern ohne größere Verletzungen gelang 

Danach  war auch der zweite Tag beendet. Die Nacht verlief auch diesmal ruhig. 

 

3. Tag, 06.07.2011 

Der Tag begann etwas später als der erste, aber unser Nachtlager war auch wesentlich komfortabler. Die Jugendlichen entschlossen sich im Laufe der Nacht doch das Haus aufzusuchen, da es ihnen draußen zu kalt wurde. 

Diesen Tag ließen wir ruhiger angehen, da wir die Heimreise recht großzügig geplant hatten. 

Nach dem Frühstück haben alle ihre Sachen wieder zusammen gepackt und noch eine Dusche genommen. Nachdem alles fertig war, haben wir die drei Tage noch einmal reflektiert. Die Jugendlichen äußerten sich durchaus positiv zu der Tour. 

Bevor es jedoch zu der angesprochenen Reflektion kam war es noch ein etwas schwierigerer Weg. Nach dem Frühstück sollten alle Jugendlichen gemeinsam mit uns den Tisch abräumen und auch die anderen Räume des Hauses aufräumen und ihre Taschen packen. Martin weigerte sich allerdings, sein Gedeck wegzuräumen. Er wurde zwar nicht aggressiv, aber wir konnten ihn auch so nicht davon überzeugen, seinen Teller von der Nacht abzuwaschen. Der Junge saß ca. eine Stunde stumm auf der Treppe vor der Tür, ohne ein Wort zu sagen und ohne Anstalten zu machen, abzuwaschen. Die anderen Jugendlichen wurden immer ungeduldiger. Wir haben Martin und den anderen erklärt, dass wir die Örtlichkeit erst verlassen werden, wenn alles aufgeräumt und gespült ist. Nachdem die Jugendlichen Martin doch noch dazu überreden konnten seinen Teller zu spülen, konnten wir endlich mit der Reflektion beginnen. Wir haben die Jugendlichen gebeten, auf die ausgeteilten Kärtchen zu schreiben, was ihnen gut gefallen hat und was ihnen nicht gefallen hat. Dies taten auch alle bis auf Martin, Martin bockte weiter. Auch hier vergingen wieder Minuten, in denen nichts passierte. Anita und Markus wurden immer ungeduldiger und langsam auch sauer auf ihren Mitstreiter. 

Nach längerer Diskussion hat auch Martin seine Kärtchen an die Wand gehangen und wir konnten die Reflektion abschließen. 

Die Jugendlichen äußerten sich überwiegend positiv über die Tour. Sie fanden die Route gut und auch ausgewogen. Die Hilfsbereitschaft untereinander schien sie auch beeindruckt zu haben. 

Der Weg zum Bahnhof ging nur noch bergab und somit auch für alle gut zu bewältigen. Am Bahnhof mussten wir noch ca. 40 Minuten warten bis unser Zug kam. Die Zeit haben wir genutzt, die gemachten Photos zu betrachten und die drei Tage noch einmal Revue passieren zu lassen. 

Gegen 16:00 Uhr waren wir wieder am Familienzentrum, wo die Jugendlichen abgeholt wurden. 

 

 

5.4 Abweichungen zum geplanten Projektverlauf 

 

Aufgrund der guten Vorbereitung der Bio Sprit Tour, kam es nur zu geringen Abweichungen des geplanten Projektverlaufs. Hervorzuheben ist hier, dass viele der geplanten Kooperationsspiele und Mountainbikespiele aufgrund der geringen Teilnehmerzahl (3/4 Jugendliche) leider nicht durchzuführen waren. Stattdessen wurde das Augenmerk mehr auf den Einzelnen gelenkt, denn auf die Gruppet als solches. 

Eine weitere Änderung ergab sich am 2. Tag unserer Tour, nachdem wir mit der Fähre die Saar überquert hatten. Geplant war eine Abschlussetappe durch den Wald mit einigen Anstiegen und leichten Abfahrten. Da die Anita und Martin jedoch körperlich an ihren Grenzen waren, ließen wir den TeilnehmerInnen die Wahl, ob sie diese Etappe fahren möchten oder eine etwas längere Strecke mit weniger Anstiegen und gut befestigten Wanderwegen. Die Jugendlichen entschieden sich einstimmig für die zweite Option. 

Die zeitliche Struktur hat ebenfalls gepasst. Da wir relativ frei bzgl. Ankunfts- und Abfahrtszeiten waren, konnten wir je nach Etappenbeginn, den zeitlichen Umfang der Strecke durch unterschiedliche Pausenlängen sehr gut variieren. Somit war es möglich den Tagesablauf ohne Stress und Langweile gestalten. Die einzelnen Tagesetappen hatten je nach Tempo und ohne Pause einen Zeitumfang von ca. 3-4 Stunden, die wir entsprechend strecken konnten. Die Entfernung betrug pro Tagesetappe ca. 25 km. 

 

Demnach konnte unser Projekt fast wie geplant durchgeführt werden, was nicht zuletzt an dem schönen Wetter und der guten Stimmung der TeilnehmerInnen lag. 

 

 

6. Sicherheitskonzept 

 

Spezifische Daten zu den TeilnehmerInnen und entsprechende Einverständniserklärungen der Erziehungsberechtigten wurden bei der Anmeldung zur Bio-Sprit-Tour berücksichtigt. 

Im Rahmen der Vorbereitung und Planung der EP-Maßnahme wurden gefährliche Streckenabschnitte begutachtet und während der Tour entsprechend gesichert. Auf Gefahrenquellen wiesen die Betreuer explizit hin. (bspw. bei Abfahrten, Straßenverkehr). 

Vor dem Start der Bio-Sprit-Tour wurden alle Mountainbikes von den Betreuern auf Funktionalität und Sicherheit überprüft. Die TeilnehmerInnen, die auf geliehenen Fahrrädern unterwegs waren, bekamen eine technische Einweisung und hatten die Möglichkeit sich praktisch damit vertraut zu machen. 

 

 

7. Notfallplan 

 

Jeder Betreuer sowie 2 TeilnehmerInnen führten während der gesamten Maßnahme entsprechend bestückte 1. Hilfe Sets mit sich. Außerdem führte jeder Betreuer sein Diensthandy mit, um im Notfall Hilfe verständigen zu können. 

T. Schmidt war während der Tour auf Abruf bereit, um in Notsituationen jeglicher Art unterstützend tätig werden zu können. Sie hatte für die Zeit der Maßnahme einen Bus und wurde stetig über den Aufenthaltsort der Gruppe informiert, um schnellstmöglich vor Ort sein zu können. 

Alle Betreuer waren durch ihre Einrichtung in Erste Hilfe geschult. 

 

 

8. Finanzierung 

 

Da wir für unsere Maßnahme keine finanziellen Vorgaben hatten, haben wir zunächst einen Budget in Höhe von 300€ beantragt. Dieses wurde hälftig vom SOS-Kinderdorf und dem Sozialwerk zur Verfügung gestellt. 

Ein Eigenkostenanteil der Teilnehmer konnte aufgrund der Richtlinien des Landkreises nicht erhoben werden. 

 

Die Gelder wurden wie folgt verausgabt: 

Lebensmittel: 110,90€ 

Material: 69,78€ 

Fahrradverleih: 60,00€ 

Eintrittsgelder, Verzehr, etc.: 53,50€ 

 

Gesamt: 294,18€ 

 

9. Transfer und Auswertung 

 

Der Transfer der Kernelemente der Erlebnispädagogik und hier im speziellen unsere Bio-Sprit-Tour stellen für uns nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Notwendigkeit in unserer Arbeit dar. Demnach haben wir uns bei der Auswahl der TeilnehmerInnen und der Planung der Maßnahme an die formulierten Zielvereinbarungen der jeweiligen Hilfepläne gehalten. 

Als Betreuerteam reflektierten wir die Ereignisse und Beobachtungen überwiegend an den Abenden und tauschten uns bzgl. des Tagesablaufs aus. 

Doch auch während der Pausen war immer wieder Raum, um das vorangegangene Revue passieren zu lassen und ggf. vorbeugend aktiv werden zu können. 

Bei den Jugendlichen lief es ähnlich ab. Diese tauschten immer wieder ihre Erlebnisse und Erfahrungen aus, so dass sehr gut erkennbar war, wie sehr sie sich mit allem auseinandersetzten und wie gut sie sich auf die Maßnahme einlassen konnten. 

 

Im Rahmen der Abschlussauswertung haben wir die Jugendlichen gebeten, die gesamte Freizeit Revue passieren zu lassen und dann sowohl positive, als auch negative Ereignisse und Erfahrungen auf entsprechende Kärtchen zu schreiben und diese an die Wand zu heften. Bis auf Martin haben dies auch alle umgehend getan. Nachdem Martin seine sture Phase übergangen hatte und wieder zugänglich wurde, konnte auch er sich auf die Abschlussrunde einlassen. Es war schön zu sehen, dass die positiven Erfahrungen überwogen. Für uns als Betreuer war es spannend zu sehen, wie die Jugendlichen, welche Situationen und Aktionen bewertet haben. Vor allem tauchten hier auch teilweise Dinge auf, die wir als Betreuer eher unbewusst wahrgenommen hatten. 

 

Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Bio-Sprit-Tour 2011 eine gelungene Maßnahme war und demnach auch im kommenden Jahr wieder eine erlebnispädagogische Freizeit im Rahmen des FZB stattfinden kann und wird. 

Die Jugendlichen kommen regelmäßig wieder auf Inhalte der Freizeit zu sprechen. Sie schildern Erfahrungen und Situationen, die sich in ihrem Gedächtnis verankert haben und die sie auch teilweise in ihren normalen Alltag integriert haben. 

Die im Hilfeplan festgeschriebenen Ziele konnten zwar nicht vollständig erreicht werden, aber die erlebnispädagogische Maßnahme war ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Zielerreichung. 

 

Die Eltern von Markus berichteten von einem deutlichen Motivationsschub bei ihrem Sohn. Er hängt weniger zu Hause rum und ist sogar bei schlechtem Wetter teilweise mit dem Fahrrad unterwegs. Außerdem hat er sich das Ziel gesetzt eine Ausbildung zu beginnen, was er zuvor eher zwangsweise in Betracht gezogen hatte. 

Martin, der jüngste in der Gruppe hat für sich auch wertvolle Erfahrungen in den Alltag übernehmen können. Seine Integrationshelferin berichtet, dass er seine Aggressionen teilweise besser im Griff hat bzw. benennen kann, wann er eine Auszeit braucht, um sich wieder zu beruhigen, bevor er sich hineinsteigert. 

Anita hat in der kurzen Zeit viel Selbstvertrauen tanken können und hat sich dazu entschieden zu ihrer Großmutter zu ziehen, da der Wohnort nahe ihrer Schule liegt, an der sie nun den Hauptschulabschluss erlangen will. Anita möchte mit dem Schul- und Ortswechsel einen Neustart beginnen, der ohne Vorurteile von Seiten der Lehrer geprägt sein sollte. Bis dato zeigt sie sich in der neuen Situation sehr motiviert ihr Ziel zu erreichen. 

 

Aktuell werden die MitarbeiterInnen des FZB regelmäßig im positiven Sinne, auch von Eltern, auf die Bio-Sprit-Tour angesprochen, was uns zeigt, dass die Maßnahme absolut gewinnbringend war und sich gelohnt hat. 

Die Jugendlichen beschäftigen sich teilweise auch schon mit den Planungen für die erlebnispädagogische Freizeit im Sommer 2012, was uns positiv und voller Spannung in die Zukunft blicken lässt. 

 

Der Leitung wurden ebenfalls Bilder des Projekts gezeigt und die Inhalte wurden abschließend ausführlich besprochen. Sowohl das Kollegium, als auch die Bereichsleitungen beider Träger zeigten sich sehr angetan und befürworteten sogar den Ausbau der erlebnispädagogischen Anteile in der Familienarbeit. Sowohl als Projektform, als auch in der Einzelarbeit. Ende Dezember erfolgt noch eine Gesamtauswertung des Arbeitsjahres 2011 in der Steuerungsgruppe des Jugendamts, in der das Familienzentrum auf Vorschlag der Einrichtungsleiter, die Biosprit Tour 2011 präsentieren darf, was sicherlich einen positiven Werbeeffekt mit sich bringen wird. 

 

 

10. Reflektionen 

 

Reflektion Julie 

Aus meiner Sicht muss ich sagen, es ist gut gelaufen. Obwohl das Mountainbike nicht mein Medium ist, habe ich mich sicher gefühlt und auch nicht überfordert im Umgang  mit dem Rad. Zu meinen Aufgaben zählten die Durchführung der Kooperationsaufgaben, wie auch die Klärung der rechtlichen Fragen. Die Klärung des rechtlichen Rahmens war recht schnell gemacht. Unsere Bereichsleitung hat sich mit der Versicherung unseres Trägers in Verbindung gesetzt, die ihr dann bestätigt hat, dass die teilnehmenden Jugendlichen für diese Maßnahme versichert sind. Da nicht alle Jugendlichen ein geländegängiges Rad besitzen, habe ich für einige Teilnehmer auch noch Mountainbikes organisiert. 

Da ich die Jugendlichen vorher nicht kannte, also von ihren Ressourcen und Defiziten nur aus den Erzählungen der Kollegen wusste, konnte ich keine direkte Veränderung an ihrem Verhalten erkennen. Was mir jedoch positiv auffiel war, dass die Jugendlichen sehr motiviert waren, die Strecke zu schaffen, an ihre Grenzen zu gehen. Auch die Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme, die jedem entgegengebracht wurde, war sehr auffallend. 

Zur Umsetzung und Durchführung lässt sich sagen, dass die Aufgaben gerecht und nach Kompetenzen verteilt waren. So war keiner der Kollegen überfordert und fühlte sich in dem was er tat sicher und wohl. 

Was mir etwas leid tat und wohl auch etwas unglücklich verlief, war dass einige Jugendliche kurz vorher abgesprungen sind bzw. einfach nicht erschienen sind. Für die Zukunft würde ich mir überlegen, einen Umkostenbeitrag zu veranschlagen. In vielen Köpfen ist etwas nichts wert, wenn es nichts kostet. Die Tour war für die Jugendlichen komplett kostenfrei. Da Gordon Bittern und ich diese Tour als Abschlussprojekt gewählt haben, hat uns unser Träger 300€ zur Verfügung gestellt, womit wir alle Unkosten decken konnten. Dies ist nicht bei allen Projekten, die wir in unserer Arbeit machen der Fall, somit fällt normalerweise noch viel Schriftverkehr zwischen uns und den bestimmten Ämtern an, um Gelder zu beantragen. 

Zu der Durchführung bleibt weiter zu sagen, dass neben den Teilnehmern, auch das Wetter und alle anderen äußeren Umstände gepasst haben. 

Auch die Nacht im Wald, bei der ich nicht wusste, wie vor allem die Mädchen damit umgehen werden, verlief super. Keiner der Teilnehmer stellte sich quer oder wollte aufgrund der Schlafsituation die Tour abbrechen. Ein Highlight war auch die Dusche, die die Jungs im Wald eingerichtet hatten. Jeder wollte dies einmal ausprobieren, trotz Spinnen und sonstigem Insekt. Das Pfannenraclette kam auch bei allen Teilnehmern und auch Betreuern gut an. Es war einmal eine andere Form des Grillens. 

Was mich auch positiv überrascht hat war wie die Jugendlichen mich angenommen haben. Wir ich  bereits eingangs schon erwähnt habe, kannte ich die Teilnehmer vorher nicht. Aber ihre offene Art hat mir von Beginn an einen Zugang zu ihnen ermöglicht. 

Zur Auswahl der Strecke bleibt mir zu sagen, dass es sich bei der Strecke um eine mittelschwere Strecke handelte. Die letzten Kilometer waren für die Teilnehmer schon sehr hart und man konnte erkennen, dass sie zu kämpfen hatten, am zweiten Tag unser Nachtlager zu erreichen. Ich würde diese Strecke wieder für ein solches Projekt wählen. Zum einen, weil die Strecke kaum an Straßen vorbeiführt, aber andererseits sehr schnell Ärzte, Kaufhäuser, Apotheken, etc. erreichbar sind. Dies war ein Faktor, den wir bei unserer Planung natürlich auch mit beachten mussten. 

Abschließend kann ich sagen, war unsere Bio-Sprit-Tour ein voller Erfolg, für die Jugendlichen, wie auch für uns. Wir werden mit Sicherheit im kommenden Jahr eine ähnliche Tour, vielleicht mit anderem Medium, anbieten. 

 

 

Reflektion Gordon 

In den letzten Tagen vor Projektbeginn war ich recht nervös, ob sich alles so durchführen lässt wie geplant und vor allen Dingen, ob die TeilnehmerInnen  sich auf die geplanten Aktionen und Abläufe einlassen. Fraglich war für mich weniger die körperliche Fitness, sondern eher die Motivation und das jeweilige Durchhaltevermögen, sich den einzelnen Mountainbikeetappen zu stellen und sich aktiv in die Maßnahme einzubringen. 

Zu Beginn der Tour zeigten sich jedoch schnell die gute Stimmung innerhalb der Gruppe und die damit in Verbindung stehende Freude sich in der Natur mit dem MTB fortzubewegen. 

Schade war jedoch, dass wir nur mit 4 TeilnehmerInnen starten konnten. Im Verlauf der Tour verringerte sich die Zahl auch noch auf 3 Jugendliche, was schade war, da es uns das schwer machte Kooperationsspiele etc. durchzuführen. Positiv hingegen war, dass das Miteinader in der Gruppe wesentlich intensiver war, als es mit einer größeren Teilnehmerzahl gewesen wäre. 

Demnach kann ich die Bio-Sprit-Tour für mich persönlich als Erfolg bewerten. Sowohl die TeilnehmerInnen, als auch die Kollegen zeigten sich begeistert, was nicht zuletzt an der insgesamt guten Organisation lag. Demnach fühlte ich mich zu jedem Zeitpunkt der Tour sicher und auf alle Eventualitäten vorbereitet. Die Aufgaben unter den Betreuern waren gut und angemessen verteilt, so dass es zu keiner Zeit stressig wurde und sich unsere entspannte und positive Stimmung auch auf die TeilnehmerInnen übertragen lies. 

Das Wetter war durchweg gut und auch die Stimmung in der Gruppe war sehr positiv. Die Jugendlichen konnten nicht nur zu den BetreuerInnen, sondern auch untereinander ihre Beziehungen intensivieren und ausbauen, was sich auch in der Zeit nach der EP-Aktion in der Familienarbeit bzw. in der Flexiblen Förderung des Familienzentrums wieder spiegelte. 

Besonders Markus und Anita, die vor allen Dingen im schulischen Alltag regelmäßig scheitern und durchweg Frustration erleben, kamen gestärkt und motiviert von der Bio-Sprit-Tour zurück. Sie waren stolz auf sich, die Tour gemeistert zu haben und hatten ein durchweg positives Selbstbild in diesem Bereich für sich aufbauen können. 

Die Übernachtung im Wald war für mich insofern das Größte Fragezeichen, da ich im Vorfeld nicht einschätzen konnte, ob sich die TeilnehmerInnen in diesem, für sie unbekannten Rahmen, wohl fühlen würden. Im Nachhinein war dies aber eins der Highlights und kam durchweg positiv an. Vor allem der Bau der „Walddusche“ und das Raclette am offenen Feuer kamen während und nach der Bio-Sprit-Tour immer wieder ins Gespräch. 

Schade und etwas frustrierend waren für mich die vielen Absagen der Jugendlichen, die teilweise auch so kurzfristig kamen, dass es keine Möglichkeit gab, andere TeilnehmerInnen zu akquirieren. Aufgrund dieser Tatsache konnte ich mit Jugendamt und Einrichtungsleitung bzgl. einer Anmeldegebühr für Aktionen dieser Art erneut ins Gespräch kommen. Bisher war es uns durch die vorgegebene Niedrigschwelligkeit der Angebote nicht gestattet diese zu erheben. Aufgrund der jüngsten Ereignisse konnten wir uns aber darauf einigen, zukünftig eine Art Anmeldekaution zu verlangen, die bei Teilnahme in vollem Maße zurückerstattet wird, da die Einrichtungen ansonsten auf Kosten wie Fahrradverleih, etc. sitzen bleiben. 

 

Besonders schön fand ich, dass mich nach dem Sommerferien einige Jugendlich auf unsere Tour ansprachen und erzählten, dass sie von ihren Freunden gehört hätten wie „cool“ es war und ob es im kommenden Jahr wieder eine ähnliche Aktion geben wird. Dies gibt mir das gute Gefühl von Wertschätzung und dass es insgesamt eine schöne Aktion war, für die sich der Aufwand mehr als gelohnt hat. Demnach wird es auch im nächsten Jahr eine erlebnispädagogische Ferienfreizeit geben. 

 

 

11. Anhang 

 

Bio Sprit Tour Regeln 

Während des gemeinsamen Frühstücks vor dem Start der Bio-Sprit-Tour 2011 wurden gemeinsam mit den TeilnehmerInnen Regeln erarbeitet. Diese wurden handschriftlich festgehalten und konnten bei Bedarf während der Tour ergänzt werden. 

In der Gruppe fahren 

Die Betreuer fahren als erste und als letzte 

Immer bis zur nächsten Kreuzung fahren und dort warten. 

Bei einer Abfahrt mindestens 2 Fahrradlängen Abstand halten. 

Wir ärgern einander nicht 

Wir sind hilfsbereit 

Wir nehmen Rücksicht 

Wir hören einander zu.

 

 

Weitere erlebnispädagogische Projekte unserer ZQ-Teilnehmer finden Sie hier.

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